Full text: Über die Freiheit

über die höchst wunderliche Bestimmung aus, die 
festlegt, wieviel Seiten ein Buch enthalten müsse, 
damit es ungehindert erscheinen könne. Dadurch 
verpflichtet man nämlich einen Menschen, der nur 
eine einzige Wahrheit zu sagen hat, ihr ein ganzes 
Gefolge von unnötigen Erörterungen und Abschwei¬ 
fungen beizufügen. Dadurch zwingt man denjeni¬ 
gen, der einen neuen Gedanken vorzulegen hat, ihn 
in einer grossen Zahl von Gemeinplätzen zu erträn¬ 
ken. So erreicht man, dass die Weitschweifigkeit 
zur Schutzwehr und das Überflüssige zur Notwen¬ 
digkeit wird. 
Die Erfahrung und die Macht der Verhältnisse 
werden diese Frage nun bald zugunsten der Freiheit 
entscheiden, was der Regierung selber zum Vorteil 
gereichen wird. Man wird die Verantwortlichkeit 
der Verfasser und Drucker eindeutig und genügend 
festlegen. Man wird der Regierung die nötigen Mit¬ 
tel gewähren, damit sie diejenigen verurteilen kann, 
welche das allen zugesicherte Recht missbraucht 
haben. Man wird den Einzelnen die nötigen Mittel 
gewähren, damit sie diejenigen verurteilen lassen 
können, welche sie verleumdet haben. Aber alle 
Werke, von welchem Umfang sie auch sind, werden 
die gleichen Rechte geniessen. 
Eine ähnliche Sicherheit besteht für die Zeitungen 
nicht. Einerseits kann man darlegen, dass ihre Wir¬ 
kung viel schrecklicher ist als diejenige der Bücher 
und sogar der Hefte. Die öffentliche Meinung bear¬ 
beiten sie ununterbrochen mit harten Schlägen. Sie 
wirken umfassend und gleichzeitig. Rasch werden
	        
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