den Einfluss auf ihn aus, der dauerte, bis Madame
de Staël in sein Leben trat. Sie war siebenundzwan¬
zig Jahre älter als er, gebürtige Holländerin, ver¬
heiratet mit dem Herrn von Colombier, anerkannte
Schriftstellerin. In Colombier suchte Constant sie
auf, führte mit ihr unermüdliche Gespräche über
Leben und Tod und erfüllte sich mit jenem auf¬
klärerischen, kritischen Geist, der damals die Salons
Frankreichs bewegte.
Damit der Sohn endlich im Leben festen Fuss fasse,
verschaffte ihm Juste Constant eine Kammerherren¬
stelle am Hof des Herzogs Ferdinand von Braun¬
schweig, jenes Herzogs, der im Jahre 1792 als Be¬
fehlshaber des gegen Frankreich marschierenden
Heeres das bekannte Manifest Unterzeichnete. Ben¬
jamin litt unter dem Entschluss der väterlichen Ty¬
rannei, langweilte sich im herzoglichen Dienst, seufzte
in einer unüberlegt geschlossenen und bald wieder
geschiedenen Ehe und regte sich auf, als die Berner
Regierung seinen Vater ohne Entschädigung aus dem
Solddienst entliess.
Sein Hass auf die Patrizier klang aber bald ab.
Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte er die Pa¬
riser Ereignisse der Jahre 1789^5 1794 und entsetzte
sich über die Diktatur der Demokratie. Bis jetzt
hatte er die aristokratische Ungleichheit für das
grösste Übel gehalten; nun begann er zu zweifeln,
ob echte Gleichheit je verwirklicht werden könne.
Mitten in die politische Auseinandersetzung sah
er sich hineingestellt, als er sich dem Kreis der Ma¬
dame de Staël zugesellte. Er hatte die berühmte Frau
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