Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

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Zufällen sollte, sämtliche einheimische Beamte ihres Amtes 
entsetzt und an deren Stelle 300 Flandrer ins Land geschickt, 
durch deren Bedrückungen dasselbe so sehr erschöpft wurde, 
dass die Edlen, Bürger und Bauern in gleicher Weise über die 
Eindringlinge klagten l). Da gab die Ermordung eines Fleischers, 
Gerhard Runde genannt, durch einige jener Flanderer am 
25. Oct. 1252a) das Zeichen zur Erhebung*). Um die Söhne 
des Erschlagenen schaarten sich die Unzufriedenen, erschlugen 
mehrere ihrer Bedrücker, so dass schon um Weihnachten 1252 
alle Flanderer aus Furcht vor der Rache der Hennegauer das 
Land verlassen hatten und zu Gent ihre Herrin Margaretha 
gegen die Aufständischen zu Hilfe riefen. Da die Gräfin aber 
damit beschäftigt war, die Vorbereitungen zu einem Kriege 
mit Holland zu treffen, so versprach sie, nach Beendigung des 
Krieges ihnen zu helfen: Hennegau blieb einige Monate ohne 
Herrn. Die Bunden, wie sich die Aufständischen nach dem 
Ermordeten nannten, sammelten sich während dessen zu Thuin, 
einem kleinen Orte, der im Gebiete des Bischofs von Lüttich 
hart an der hennegauischen Grenze lag. Eine Aufforderung 
des flandrischen Amtmanns von Hennegau an den Bischof, die 
Runden zu verurteilen, hatte bei dem König Wilhelm und 
Johann von Avennes freundlich gesinnten Bischof Heinrich von 
Lüttich keinen Erfolg. Er antwortete dem Flandrer vielmehr, 
er habe nach Erörterung ihrer Interessen die Runden nicht 
für des Todes wert gefunden, sondern da sie zu Gunsten des 
Avennes handelten, werde er sie aufnehmen, bis er anders 
berichtet sei1 4). Im Anfang März 1253 traten sie dann unter 
den Befehl zweier Edlen, die sie dem König Wilhelm und sei¬ 
1) Guise XV, 114. 
2) Guise XV, 116. 
3) Über diesen Aufstand berichtet uns allein Guise XV, ItOff. nach 
einer ihm vorliegenden, jetzt verlorenen Schrift, welche betitelt ist „Liber 
societatis Hannonieifsium Rotundorum“ und ohne Zweifel Anspruch auf 
Glaubwürdigkeit erheben kann, wenn auch im übrigen Guises Darstellung 
der Verhältnisse zwischen Flandern und Holland in dieser Zeit oft ver¬ 
wirrt, sogar falsch genannt werden muss, wie Sattler 85 richtig her¬ 
vorhebt. 
4) Guise XV, 138.
	        
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