82
Zufällen sollte, sämtliche einheimische Beamte ihres Amtes
entsetzt und an deren Stelle 300 Flandrer ins Land geschickt,
durch deren Bedrückungen dasselbe so sehr erschöpft wurde,
dass die Edlen, Bürger und Bauern in gleicher Weise über die
Eindringlinge klagten l). Da gab die Ermordung eines Fleischers,
Gerhard Runde genannt, durch einige jener Flanderer am
25. Oct. 1252a) das Zeichen zur Erhebung*). Um die Söhne
des Erschlagenen schaarten sich die Unzufriedenen, erschlugen
mehrere ihrer Bedrücker, so dass schon um Weihnachten 1252
alle Flanderer aus Furcht vor der Rache der Hennegauer das
Land verlassen hatten und zu Gent ihre Herrin Margaretha
gegen die Aufständischen zu Hilfe riefen. Da die Gräfin aber
damit beschäftigt war, die Vorbereitungen zu einem Kriege
mit Holland zu treffen, so versprach sie, nach Beendigung des
Krieges ihnen zu helfen: Hennegau blieb einige Monate ohne
Herrn. Die Bunden, wie sich die Aufständischen nach dem
Ermordeten nannten, sammelten sich während dessen zu Thuin,
einem kleinen Orte, der im Gebiete des Bischofs von Lüttich
hart an der hennegauischen Grenze lag. Eine Aufforderung
des flandrischen Amtmanns von Hennegau an den Bischof, die
Runden zu verurteilen, hatte bei dem König Wilhelm und
Johann von Avennes freundlich gesinnten Bischof Heinrich von
Lüttich keinen Erfolg. Er antwortete dem Flandrer vielmehr,
er habe nach Erörterung ihrer Interessen die Runden nicht
für des Todes wert gefunden, sondern da sie zu Gunsten des
Avennes handelten, werde er sie aufnehmen, bis er anders
berichtet sei1 4). Im Anfang März 1253 traten sie dann unter
den Befehl zweier Edlen, die sie dem König Wilhelm und sei¬
1) Guise XV, 114.
2) Guise XV, 116.
3) Über diesen Aufstand berichtet uns allein Guise XV, ItOff. nach
einer ihm vorliegenden, jetzt verlorenen Schrift, welche betitelt ist „Liber
societatis Hannonieifsium Rotundorum“ und ohne Zweifel Anspruch auf
Glaubwürdigkeit erheben kann, wenn auch im übrigen Guises Darstellung
der Verhältnisse zwischen Flandern und Holland in dieser Zeit oft ver¬
wirrt, sogar falsch genannt werden muss, wie Sattler 85 richtig her¬
vorhebt.
4) Guise XV, 138.