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grade auf ihn hatte der Papst kluger Weise sein Augenmerk
gerichtet, da Sachsen und nächst ihm Brandenburg in Nord¬
deutschland bei weitem die mächtigsten Fürsten waren, von
deren Entscheidung hier alles abhing. Da aber Innocenz selbst
wohl nicht erwartete, dass Herzog Albrecht so leicht und ohne
weiteres seine Tochter dem König zur Gemahlin geben und —
was die nächste Folge dieses Schrittes sein musste — damit
auf Wilhelms Seite treten und ihn anerkennen würde, so fer¬
tigte er an demselben Tage noch ein anderes Schreiben an
ihn aus, in welchem er ihn aufforderte, er möge die Tochter
des verstorbenen Königs von Dänemark, seine Verwandte, zu
einer Heirat mit Wilhelm zu bewegen suchenJ). Endlich er¬
mahnte er ihn in einem dritten Schreiben zum Gehorsam gegen
die Kirche und König Wilhelm1 2). Aber keines dieser päpst¬
lichen Schreiben erfüllte seinen Zweck; der Herzog von Sachsen
liess sich vorläufig zu nichts bewegen, und mit ihm verhielten
sich auch die Markgrafen von Brandenburg und die übrigen
Fürsten Norddeutschlands gleichgiltig gegen König Wilhelm.
So waren die Pläne des Papstes durch Sachsen und Bran¬
denburg etwas für Wilhelm zu erreichen, gescheitert, und bis
zum Jahre 1252 halte dieser in Norddeutschland nur sehr wenig
Einfluss als Reichsoberhaupt. Nur die Herzoge von Braun¬
schweig und Lüneburg haben ihn schon seit seiner Erhebung
zum Könige, wenn auch nicht ausdrücklich, so doch still¬
schweigend anerkannt3), ohne jedoch die Huldigung zu
leisten. Genau wissen wir dies freilich nur aus einer päpst¬
lichen Urkunde4), aber zwei andere urkundliche Belege glauben
wir ausserdem hierfür anführen zu können. Herzog Albrecht,
der älteste Sohn des damals regierenden Herzogs Otto von
Braunschweig und Lüneburg, datiert in einer Urkunde vom
1) Böhmer, lieg. Inn. 92. Potth. If, 14200.
2) Böhmer, 96. Potth. II, 14204.
3) Beziehungen zwischen Wilhelm und Niedersachsen werden schon
zum Jahre 1249 bewiesen durch ein Privileg Innocenz IV., welches er
,,auf Bitten Wilhelms“ 1249 Sept. 13. für die Goslarer Kirche, und 1249
Sept. 29. für das St. Simon- und Judasstift in Goslar ausstellte. Ileineccius,
antiq. Goslar. S. ‘¿69 ff.
4) Potth. II, 14208.
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