Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

48 
Johann hatte nemlich die Grafschaft Namur von Friedrich II. 
zu Lehen erhalten und dieselbe dem Balduin von Flandern, 
welcher Kaiser des neu errichteten griechischen Reiches in 
Konstantinopel war, verliehen. Der Sitte und dem Rechte ge¬ 
mäss, behauptete nun Johann, habe er seinerseits, als Wilhelm 
zum König gewählt war, ihm den Lehnseid wegen der Graf¬ 
schaft geleistet, Balduin dagegen hatte versäumt, innerhalb Jahr 
und Tag selbst oder durch einen andern um Erteilung des 
Lehen nachzusuchen; er hatte vielmehr die ganze Grafschaft 
ohne Zustimmung und Willen Johanns an Ludwig, den König 
von Frankreich, pfandweise verliehen*1). Dieses brachte Johann 
jetzt vor die zu Mainz um König Wilhelm versammelten Fürsten. 
Es hatten sich nemlich dort der Erzbischof von Trier, Hein¬ 
rich, der Erwählte von Speier, Wilhelms Yicekanzler, die Grafen 
Hermann von Henneberg, Emich von Leiningen, der Wildgraf 
Emich, der Raugraf Konrad, die Edlen Gottfried von Eppstein, 
Reinhard von Hagenau, Anselm von Juslingen, Werner von 
Rolanden, Gottfried von Ringen, Wolrich von Mesemberg u. a. 
eingefunden 2 4). Diese geistlichen und weltlichen Fürsten spra¬ 
chen nach dem Zeugnis der Urkunde Wilhelms ihr Urteil dabin 
aus, dass dem Balduin die Grafschaft ab- und Johann zuge¬ 
sprochen werden müsse. Über dieses Urteil stellte dann der 
König am 27. April 1249 eine Urkunde») aus, indem er zugleich 
alle Angehörige der Grafschaft zur Anerkennung Johanns und 
zum Empfang ihrer Lehen von ihm aufforderte*). Um ferner 
dre Macht Johanns, seines Schwagers, noch zu vergrössern, 
übertrug er an demselben Tage ihm und seiner Gemahlin 
Adelheid das Land , welches seine Vorfahren von den 
schottischen Königen zu Lehen erhalten hatten5), zur Aus- 
1) Dies erfahren wir aus der Urkunde Wilhelms, s. u. Anm. 2. 
2) Zeugenreihe in Reg. 62. 
3) Reg. 62. 
4) Reg. 63. 
5) Als nemlich im Jahre 1162 Wilhelms Urgrossvater, Graf Floren¬ 
tius Ili. Ada, die Schwester des Königs Wilhelm von Schottland hei¬ 
ratete, erhielt sie von ihrem Vater das Land Garioeh in der Grafschaft 
Aberdeen zur Mitgift. Mecrman I, 343. Dieses Land schenkte Wil¬ 
helm, an den es durch Erbschaft gefallen war, jetzt seiner Schwester
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.