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mund ein rechtes Beispiel für Wilhelms Stellung im Reiche.
Freiwillig wird er anerkannt — mit Gewalt vermag er nur selten
etwas auszurichten — er muss sogar, um die Anerkennung zu
erlangen, noch Zugeständnisse machen und mit jedem dieser
zugestandenen Privilegien gibt er einen Teil seiner königlichen
Rechte und Einkünfte hin. So kam es, dass er zuletzt nichts
mehr zu vergeben hatte für die Gewinnung neuer und die Er¬
haltung alter Anhänger: ja so weit, dass er seinen Anhängern
Versprechungen machen musste mit Ortschaften und Einkünften,
welche er selbst noch nicht einmal in seiner Gewalt hatte.
Grade die nächsten drei Jahre gewähren ein trauriges Bild
der Regierung König Wilhelms. Seine eigene Machtlosigkeit ver¬
hindert ihn überall, kraftvoll etwas zu unternehmen. Bald belagert
er Reichsstädte am Niederrhein, um durch ihre Eroberung seine
Mittel zu mehren, bald zieht er gegen seinen Gegner, König
Konrad selbst, dann wird er wiederum durch flandrische An¬
gelegenheiten ganz von Deutschland abgezogen. Aber selten
sind seine Unternehmungen von Erfolg gekrönt, und wo ihm
etwas gelingt, da gelingt es nur durch die Mittel der Kirche
und ihrer Anhänger. Der König selbst dagegen — das sieht
man deutlich aus den Quellen — besass Math und Thalkraft
genug, so dass er mit mehr Hausmacht wohl etwas erreicht
haben würde.
Der Wunsch, Albertus Magnus1), welcher schon damals
eine grosse Berühmtheit erlangt hatte, zu sehen und zu hören,
rief den König im Anfang Januar 1249 nach Köln. Albert
stammte aus einer schwäbischen Ritterfamilie, hatte beson¬
ders zu Padua theologische, juristische und naturwissenschaft-
liche Studien gemacht und war 1222 oder 23 ungefähr 30 Jahr
alt2) in den jüngst gegründeten Orden der Predigermönche
getreten und nach längerem Aufenthalt in Paris Vorsteher der
gelehrten Schule dieses Ordens zu Köln geworden. Am
15. August 1248 halte er wahrscheinlich der Grundsteinlegung
1) Vgl. die neueste Schrift über ihn von Hertling, Albertus Magnus,
Köln 1880. Eine Festschrift zur Feier des 600-jährigen Gedächtnis-
lages Alberls d. Gr. (f 1280, nov. 15.).
2) Hertling S. 5.
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