Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

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200000 Mark Silber, welche der Papst in diesen letzten Jahren 
des Kampfes mit den Staufen in Deutschland gegen sie ver¬ 
wendet haben soll >), war der Erfolg dieser Bestechungen 
wenigstens bei der Wahl Wilhelms nicht grade gross. Denn 
so sehr glich die auf Michaelis (Sept. 29) zusammenberufene 
Versammlung einem geistlichen Concil, dass ein Schriftsteller, 
welcher sich sonst durch seine Zuverlässigkeit auszeichnet1 2), 
gradezu von einem „feierlichen Concil“ spricht, und dass auch 
einer der neuesten Bearbeiter dieser Geschichte3) sich zu dem 
Ausspruche verleiten lassen konnte: „So weit war es also mit 
den Reichsrechten gekommen, dass über die deutsche Krone 
auf einem von einem Cardinallegaten geleiteten Concil ver¬ 
handelt worden ist“. Dass aber von Anfang an kein blosses 
kirchliches Concil beabsichtigt gewesen ist, bezeugt unsere Haupt¬ 
quelle für diese Ereignisse, welche die Versammlung einfach als 
conventus bezeichnet4) und — was bei einem kirchlichen Concil 
wohl nicht statthaft wäre — ausser einem Herzoge auch viele 
Gi;aCen, also weltliche Fürsten, als Anwesende anführt5). 
Nach Köln hatten der Erzbischof von Mainz und der Legat 
die Versammlung zusammenberufen, wahrscheinlich in der Hoff¬ 
nung, dass die Bürger der Stadt bis zu dem bestimmten Tage 
zur päpstlichen Partei übergetreten sein würden. Denn so sehr 
1) Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrh. 1, 43. 
2) Albert von Stade, SS. XYTI, 371, 24. (Petrus cardinaiis) evocatis 
archiepiscopis et episcopis, quos potuit, concilium prope Coloniam cele- 
bravit. 
3) Lorenz a. a. O. I, 45. 
4) Ann. S. Pantal. SS. XXII, 529. 
5) Wenn der Bischof Simon von Paderborn in einer schon oben 
angeführten Urkunde (bei Schaten, ann. Paderb., Opera 3, 41) sagt: er 
sei ad curiam pro necessitate universalis ecclesiae edictam berufen, so 
scheint diese Charakterisirung der „Curia“ zwar auf ein Concil hinzu¬ 
deuten, aber diese Worte können auch auf den Wahltag eines römischen 
Königs und künftigen Kaisers bezogen werden, und grade in derselben 
Urkunde ist die Einladung nicht als zu einem Concil, sondern zu einer 
curia geschehen, zweimal ist das gesagt. Auch in dem von Beka (bei 
Böhmer, font. 2, 435) überlieferten Brief des Papstes an den Bector von 
St. Maria in Cosmedin heisst es: curia juxta Coloniam s«lemniter cele- 
brata. 
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