hatte, einen König durchaus nicht, sondern benutzten vielmehr
die ,,herrenlose Zeit“ — eine solche war es für sie — dazu,
ihre Macht in jeder Weise zu verstärken und zu vergrössern.
Der Papst glaubte seinen Zweck, die Wahl eines neuen
Königs gegen Friedrich und Konrad nicht besser erreichen zu
können, als durch die Entsendung eines Legaten nach Deutsch¬
land. Er betraute mit diesem Amte am 15. März 1247J) den
Cardinal Pietro Capocci1 2), Diacon von St. Georg ad velum aureum,
beglaubigte ihn an demselben Tage bei den deutschen Fürsten
und ermahnte sie, „ihm, der wie ein Engel zu dieser Gesandt¬
schaft ausersehen wäre, die einem Gesandten des römischen
Stuhles zukommende Achtung und Ehrerbietung zu erweisen“3}.
Aber mehr als dieses Begleitschreiben wirkten auch jetzt
wiederum die Summen Geldes, welche der Papst nach Deutsch¬
land schickte, um sich seine Anhänger zu sichern und die der
Staufen zum Abfall von ihrem Könige zu veranlassen4). Dem
Ordensmeister und den Provincialen des Predigerordens trug
er in demselben Monat auf, die „Verurteilung und Absetzung
Friedrich II. an geeigneten OrLen zu veröffentlichen“5); durch
den Legaten Capocci selbst liess er sogar das Kreuz gegen ihn
predigen6) und diejenigen, welche früher Anhänger der Kirche
gewesen, jetzt aber — nach König Heinrichs von Thüringen
Tode — wieder zu den Gegnern übergegangen waren, mit der
Excommunication bestrafen7): ohne Scheu wandte der Papst
kirchliche Strafen an, um seine weltlichen Zwecke durchzu¬
setzen. Fast zu derselben Zeit kehrte auch Konrad von Hosta-
den, Erzbischof von Köln8), von Lyon, wo er mit dem Papste
1) Potthast, Reg. pont. Rom. II, 12452 und 26377.
2) Seinen Lebenslauf hat Reumont in der Zeitschrift des Aachener
Geschichtsvereins, I, 206 ff. zusammenzustellen versucht.
3) Polthast II, 12452.
4) Matth. Paris, ed. Luard IV, 634. 635.
5) Polthast II, 12458, vom 20. März 1247.
-- 6) Potthast II, 12456, vom 18. März 1247.
7) Potthasl II, 12526, vom 22. Mai 1247.
8) Die neueste und ausführlichste Schrift über ihn ist die von Car—
dauns, Konrad von Ilostaden, Erzbischof von Köln. Köln 1880; zwei