Erster Abschnitt.
Wahl und Krönung des Grafen Wilhelm von Holland
zum römischen König.
Die Jahre 1247 und 1248.
1. Bemühungen des Papstes um Aufstellung eines
Throncandidaten.
Alle Hoffnungen, welche der Papst nach den anfänglichen
Erfolgen Heinrichs nicht ganz ohne Grund auf ihn gesetzt hatte,
waren durch den plötzlichen Tod des kaum vor einem Jahre
gewählten Königs wieder vernichtet. Durch grosse Summen
Geldes, welche er nach Deutschland geschickt hatte, war es
ihm gelungen, sich unter den deutschen Fürsten gegen die
Staufen eine Partei zu bilden, deren Mitglieder zwar nur sehr
wenig Zusammenhang halten durch den von ihnen gewählten,
ohne ihre und des Papstes Unterstützungen machtlosen König.
Nach seinem Tode drohte alles wieder auseinderzufallen.
Wenn Innocenz von neuem den Kampf gegen die Staufen in
Deutschland beginnen wollte, so musste sein erstes Bestreben
sein, die ihm ergebenen geistlichen und weltlichen Grossen
nochmals zu sammeln und eine neue Königswahl gegen Fried¬
rich durchzusetzen. Denn dass eine solche von den deutschen
Fürsten selbst ohne besondere Aufforderung des Papstes vor¬
genommen würde, war nicht zu erwarten, da die Gegner der
Staufen einesteils zu schwach waren, um einem Erwählten
Erfolg versprechen zu können, und anderenteils auch zu wenig
Interesse daran hatten, ob ein König in Deutschland gewählt
würde gegen den italienischen König Friedrich II. und seinen
zu wenig deutschen Sohn Konrad. Besonders entbehrten die
Grossen in Norddeutschland, worauf sich der Einfluss des
Kaisers in den letzten Jahren nur sehr wenig geltend gemacht