Beteiligung Frankreichs durchgeführten - Potsdamer Konferenz hinsichtlich der
deutschen Westgrenzen weckten in den Besatzungszonen starkes Misstrauen,
wurden jedoch von den anderen Alliierten letztlich nicht beantwortet. Erst die
territoriale Neugliederung des Saarlandes durch die Besatzungsmacht rief heftige
politische Proteste hervor - vor allem im Rheinland und in der Pfalz, auf deren
Kosten die Erweiterung des unmittelbar angrenzenden saarländischen Territoriums
erfolgte. Das Misstrauen verstärkte sich, als sowohl das Saarland wie auch die
anderen Länder der französischen Besatzungszone ihre Teilnahme an der letztlich
gescheiterten Münchner Ministerpräsidentenkonferenz im Mai 1947 absagten.
Argwöhnischen Widerstand weckte außerdem die wachsende Unterstützung inner¬
halb des Saarlandes für eine Abtrennung des Gebietes von Deutschland.
Frühe Konzepte für eine deutsche Saarpolitik entwickelte das 1947 gegründete
Stuttgarter Büro für Friedensfragen. Mit Gustav Strohm wurde hier eine Persön¬
lichkeit tätig, die vor 1935 als stellvertretender Referatsleiter der Saarabteilung im
Auswärtigen Amt erheblichen Einfluss auf die Saarpolitik besessen hatte. Vor
allem aber verfügte Strohm über gute Beziehungen ins Saarland. Die Tätigkeit des
Stuttgarter Büros umfasste nicht nur die Dokumentation der französischen Saar¬
politik, den Entwurf eigener politischer Konzeptionen und eine gezielte Presse¬
politik, sondern betrieb gerade auch die Reaktivierung dieser alten Kontakte. Die
dort erarbeiteten politischen Konzeptionen blieben jedoch zumindest anfangs
weitgehend wirkungslos - so zum Beispiel Vorschläge für eine vertragliche
Lösung der Saarfrage mit dem Sonderstatus wirtschaftlicher und außenhandels¬
politischer Angliederung an Frankreich bei gleichzeitiger politischer Orientierung
hin nach Deutschland.
Vor allem in den Reihen den Sozialdemokraten wurden die Konflikte um eine
zukünftige deutsche Saarpolitik mit unmittelbarer öffentlicher Wirkung ausge¬
tragen. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) lehnte akzeptierte den
sich abzeichnenden Sonderweg der saarländischen Genossen unter Richard Kim
praktisch von Beginn an ab. Das Eintreten für die Unteilbarkeit Deutschlands
brachte bereits früh heftige, auch persönlich ausgetragene Konflikte zwischen den
saarländischen und den deutschen Protagonisten der Partei, die im Juni 1947 zur
Spaltung führten.
Mit der Gründung der Bundesrepublik gestaltete sich die Saarfrage aus west¬
deutscher Sicht noch schwieriger und unangenehmer. Der überwiegend negative
Eindruck, den die französische Politik auf internationaler Ebene hinterließ, wurde
in westdeutschen Kommentaren aufgegriffen, und schon einzelne französische
Maßnahmen erregten starken öffentlichen Widerspruch. Insbesondere die mögliche
politische Abtrennung der Saar von Deutschland wurde lebhaft diskutiert und
scharf kritisiert.
So war das politische Gewicht der Saarfrage größer als ihre wirtschaftlichen Im¬
plikationen. Denn abgesehen von der Regelung der Reparationszahlungen richteten
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