Erfolge für seine eigene Politik. So sollte die gezielte Förderung des wirtschaft¬
lichen Wiederaufbaus die Akzeptanz der saarländischen Bevölkerung gegenüber
der Autonomie-Politik und vor allem gegenüber der Wirtschaftsunion mit Frank¬
reich erhöhen.
Neben den anfänglichen Erfolgen löste dieses Vorhaben aber auch neue
Konflikte aus.' Insbesondere die Unternehmenspolitik der Règie des Mines, der
Verwaltungsbehörde für den Saar-Bergbau, rief heftige Widerstände hervor. Ihr
Führungsstil gegenüber den eigenen Mitarbeitern war von Anfang an umstritten,
ihre Investitionspolitik wurde als unzureichend angesehen, und vor allem die Aus¬
beutung der Kohlevorkommen im Warndt durch französische Unternehmen stieß
auf harten Widerstand und weckte Zweifel an den rechtlichen Grundlagen dieser
Politik. Eine öffentlichkeitswirksame Niederlage erlitt die französische Politik auch
mit der Auseinandersetzung um die Wiederaufnahme des Betriebs im Neunkircher
Eisenwerk. Deren wiederholte Verzögerung von Seiten der französischen Regie¬
rung wurde von vielen als Beleg für eine letztlich doch auf Ausbeutung und Schutz
der eigenen Industrie vor Konkurrenz ausgerichtete Besatzungspolitik angesehen.
Schließlich setzte die französische Vertretung in Saarbrücken die Wiederaufnahme
der Produktion im Alleingang durch. All diese Konflikte führten schon unmittelbar
nach Gründung des teilautonomen Saarstaats zu einer symbolbeladenen Diskussion
über die Zukunftsfähigkeit der Währungs- und Zollunion,
Der französischen Saarpolitik gelang es nicht, diese Konflikte einzudämmen.
Der im März 1950 unternommene Versuch, über die Neufassung der Konventionen
zu einer systematischen Lösung der vielschichtigen Probleme zu gelangen, ließ -
dem Umfang des Vertragswerkes zum Trotz - die wichtigsten Streitpunkte unge¬
löst.1" Die von den Verhandlungspartnern demonstrierte Einigkeit konnte nicht über
die Widersprüche innerhalb der beiden Delegationen hinwegtäuschen, so dass eine
sachgerechte Klärung letztlich nicht möglich schien. Auf französischer Seite gab es
Widerstände dagegen, die einmal erreichte Stellung im saarländischen Kohleberg¬
bau aufzugeben, obwohl der wirtschaftliche Wert der Saarkohle auf mittelfristige
Sicht hin bereits stark in Zweifel gezogen wurde. Die saarländische Delegation war
sich uneins über die Frage, wie sehr man in diesem sensiblen Bereich auf Forde¬
rungen nach mehr Selbstbestimmung beharren sollte. Der französische Vorschlag
einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vom 9. Mai 1950 warf neue
Probleme auf. Eine Realisierung dieses Projektes musste die wirtschaftliche Bedeu¬
tung der Saar für Frankreich verringern und den Rationalisierungsdruck auf die
Regie des Mines erhöhen. Zur Nagelprobe entwickelte sich die Frage, ob die Saar-
die mittlerweile gemeinsam mit der Bundesrepublik in den Europarat aufgenom¬
men worden war - auch Mitglied der EGKS werden solle. Zur großen Verärgerung
1 Vgl. Quelle Nr. 58,
18 Vgl. die Quellen Nr. 42, 45 u. 48.
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