Nr. 79
Industrieproduktion im Saarland
Ein verbindendes Element zwischen der Bundesrepublik und dem Saarstaat stellte
in den frühen fünfziger Jahren die industrielle Entwicklung und insbesondere der
Aufschwung der Montanindustrie dar. Die Saarwirtschaft war davon - wenn auch
leicht phasenverschoben - ebenso wie das Ruhrgebiet geprägt.12 13 Obwohl die Hand-
lungsmöglichkeiten der Wirtschaftspolitik im Saarland durch die besondere Kon¬
struktion der saarländisch-französischen Zoll- und Währungsunion im Vergleich
zur Bundesrepublik stark eingeschränkt waren, führte das schnelle Produktions¬
wachstum insbesondere der Steinkohlenindustrie hier zu durchaus ähnlichen
Effekten wie im Ruhrgebiet. Dazu gehörte eine vergleichsweise günstigen Real¬
lohnentwicklung ebenso wie eine Überbeanspruchung des regionalen Arbeitskräf¬
tepotentials und eine Stärkung der Stellung der Montanindustrie in der Wirt¬
schaftspolitik. Der Index der industriellen Produktion im Saarland zeigt nach den
anfangs immer noch kräftigen Zuwachsraten eine gewisse Abflachung in den
Jahren 1952 und 1953. Besonders deutlich sind die Einbrüche in der Grundstoff¬
industrie, während die Entwicklung der Bauindustrie — abgesehen von jahres¬
zeitlich bedingten Schwankungen - recht günstig verlief. Der Bergbau konnte seine
stürmische Entwicklung der ersten Jahre nach dem Krieg nicht mehr fortsetzen.'3
12 Vgl. Dazu Abelshauser, Ruhrkohlenbergbau; Adamsen, Investitionshilfe; Nonn, Die
Ruhrbergbaukrise.
13 Vgl. insgesamt HEINEN, Saarjahre, u.a. S. 429 ff., 461 ff. u. 527 ff.; Zeitzeugenbeiträge von
Fritz Hellwig, Albert Denis, Jacques Dontot, Jean Robert u. Adolf Blind in: Hudemann u.
Poidevin, Die Saar, S. 199-222; Quasten, Rohstoffe; H.-W. Herrmann, Thomasbime.
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