musste aufgrund des entschiedenen Widerstands der Alliierten im Juni 1947 revi¬
diert werden - was sofort Proteste der wieder ausgegliederten Bürgermeister
hervorrief. Mit der im Gegenzug vorgenommenen Angliederung der Ostertal-
Gemeinden erhielt das Saarland dann seine bis heute gültige Gestalt,
Die Saarpolitik der französischen Besatzungsverwaltung
Ein derart abwägendes Verhalten war auf Ebene der Besatzungsverwaltung in
Baden-Baden kaum möglich, wo man eindeutig auf einen wirtschaftlichen An¬
schluss der Saar an Frankreich abzielte. Entsprechende Planungen wurden von den
zuständigen Expertengremien schon sehr bald ausgearbeitet und mitunter auch
schon umgesetzt, wodurch wiederum eine politische Grundsatzentscheidung über
das weitere Schicksal der Saar immer drängender wurde.12 Die Politik der regio¬
nalen Besatzungsverwaltung unter dem Militärgouvemeur (Délégué supérieur)
Gilbert Grandval, der im September 1945 seinen Dienst in Saarbrücken angetreten
hatte, warf neue Probleme auf. Denn dessen Bemühungen, das besondere Interesse
Frankreichs an der Saar in eine eigenständige Politik zu überführen, erforderte -
beispielsweise bei Lebensmittelzuteilungen - eine bevorzugte Behandlung der
Saarländer, was heftige Widerstände in Frankreich hervorrief und zu Auseinander¬
setzungen in der Zonenverwaltung führte.
Die Ausgliederung des Saarlandes aus der französischen Besatzungszone und
seine schrittweise Überführung in eine enge Bindung an Frankreich waren - Armin
Eieinen zufolge - das Ergebnis bürokratischer Entscheidungsfindung, welche
überwiegend durch die französischen Vertreter in Baden-Baden und in Saarbrücken
bestimmt wurde. Mit dem Hintergedanken einer späteren politischen Angliederung
des Saarlandes an Frankreich wurde noch im Jahr 1945 eine besonders rigide Ent¬
nazifizierungspraxis beschlossen, die um den bevölkerungspolitischen Aspekt einer
„Entpreußung“ ergänzt wurde. Eine Ausweisung von bis zu 200.000 Menschen
nicht-saarländischer Herkunft, die in diesem Zusammenhang diskutiert wurde,
sollte nationalistisch motivierte Widerstände gegen die französische Saarpolitik im
Keim ersticken. Konkret umgesetzt wurden diese Pläne jedoch nur in sehr viel
geringerem Umfang - nicht zuletzt deshalb, weil sie das vorrangige Ziel einer
ökonomischen Stabilisierung der Saar zu gefährden drohten. Ausgewiesen wurden
insgesamt 1.820 Personen, von denen bis 1949 allerdings schon 1.228 an die Saar
zurückkehren durften,
Die Errichtung einer Zollgrenze zu Deutschland am 20. Dezember 1946 mar¬
kierte den Beginn jener Strategie, die eine Loslösung der Saar von der restlichen
Besatzungszone anvisierte. Nachdem seit Mitte 1946 auch unterhalb der obersten
Führungs- und Entscheidungsebene erkannt worden war, dass eine Annexion
außenpolitisch nicht durchsetzbar war und zudem den Vorgaben der eigenen
12 Vgl. die Quellen Nr. 5, 8 u. 10.
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