Krieg zu Ende war, d.h. Wohnungen zu erstellen. Das Land an der Saar hat in ganz
besonderem Maße durch den Krieg gelitten. Saarbrücken, die größte Stadt, war
z.B. zu 3/4 zerstört. Was das heißt, brauche ich nicht weiter auszuführen. Die
Familien waren auseinandergerissen, die Männer im Heere, die großen Kinder im
Einsatz, die Frauen mit den Kleineren evakuiert. Die entkräfteten Menschen wieder
zusammenzubringen, ihnen Wohnungen, Arbeit und Brot zu beschaffen, war die
wichtigste Aufgabe der Verwaltung, nachdem die Kriegshandlungen eingestellt
worden waren. Ungeheuere Summen sind in den letzten Jahren dafür von staat¬
licher und städtischer Seite aufgebracht worden. Und doch ist es immer noch nicht
genug. Häuser kosten nun einmal viel Geld, sie werden nicht so schnell wieder
aufgebaut, wie sie zerstört wurden. Noch warten viele viele Familien auf eine
zweckmäßige und gesunde Unterkunft. Viele haben zur Selbsthilfe die Zuflucht
genommen. Erstaunliches wurde durch die Gemeinschaftsarbeit der Ketteler-Sied-
lungsgesellschaft geleistet. Nach den Wohnungen sind es die Schulen, die das
besondere Interesse der Frauen beanspruchen. Daß in einem solch zerstörten Lande
wie dem Saarlande großer Mangel an Schulraum war, versteht sich von selbst. Die
Folge: zunächst mußten die wenigen noch erhaltenen oder notdürftig zurecht¬
gemachten Schulen von mehreren Systemen benutzt werden. Daraus ergab sich der
Unterricht am Nachmittage mit allen seinen Nachteilen.
Mit besonderem Interesse verfolgen die Mütter mit Töchtern alle Bemühungen, die
dahin zielen, der weiblichen Jugend eine Ausbildung für den eigentlichen Beruf der
Frau, nämlich den der Frau und Mutter, zu bieten.
Mit großer Freude haben die saarländischen Frauen zur Kenntnis genommen, daß
die Regierung die Bedeutung dieser Ausbildung der weiblichen Jugend voll und
ganz erkannt hat und ihr Möglichstes tut, Stätten zu schaffen, wo hauswirtschaft¬
licher Unterricht erteilt werden kann. Weitere Fragen, die unsere Frauen bewegen,
sind die Kindergärten und Horte, die Betreuung der Alten und Siechen, die Sorge
für die Flüchtlinge und die Gefangenen, der Schutz der Jugend vor Schmutz und
Schund, die körperliche Ertüchtigung durch Spiel und Sport.
Damit alle diese Dinge vorwärtsgetrieben werden, haben die saarländischen Frauen
ihre Vertreterinnen in den Gemeinden und im Parlament, dem Landtag, Frauen mit
einem reichen Schatz an Erfahrung und Wissen, denen die Frauenbelange beson¬
ders am Herzen liegen. Um tätig sein zu können für viele, für das Wohl einer gro¬
ßen Gemeinschaft bedarf es praktischer Erfahrung, aber auch der Kenntnis um des
Mitmenschen Denken und Fühlen. Wer ist dazu besser imstande als die Frau und
Mutter, die im engen Zusammenleben mit den Ihren Einblicke tun durfte in das
Seelenleben oft so verschieden gearteter Menschen, der auch das eignet, was der
spanische Philosoph Ortega y Gasset die vitale Vernunft der Frau nennt: die Fähig¬
keit, eine Situation schnell und richtig zu erfassen und dann zu handeln. Wie die
Familie sich auf die beiden Pole Mann und Frau aufbaut, so kann auch die große
Staatsfamilie die Mitwirkung der Frau nicht entbehren.
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