Geleitwort
von Ministerpräsident Peter Müller
Fünfzig Jahre nach der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik
Deutschland zeigt dieses Buch, wie hoch kompliziert die Aufbaujahre in dem teil¬
autonomen Saarstaat nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sind. Viele politische
Frontstellungen der Zeit erscheinen im Rückblick heute weniger scharf. Es ging an
der Saar nicht darum, ob man mit dem französischen Nachbarn eng Zusammen¬
arbeiten wollte oder nicht. In allen politischen Tendenzen der Zeit waren maßgeb¬
liche Kräfte darum bemüht. Strittig war vielmehr, auf welchen staatsrechtlichen
Grundlagen eine solche Kooperation Zukunft haben würde. Mit der Volksabstim¬
mung am 23. Oktober 1955 und der Eingliederung des Saarlandes in die Bundes¬
republik in den Jahren 1957-1959 war der Weg frei dazu, die in mehreren Jahr¬
zehnten erworbenen Erfahrungen für eine dauerhafte Brückenrolle des Landes
zwischen Frankreich und Deutschland zu nutzen. Die Grundlagen dafür wurden in
den konfliktreichen Nachkriegsjahren gelegt. Von einem Stolperstein wurden die
Saarfrage und ihre Lösung zu einem Meilenstein, wie Bundespräsident Köhler es
am 23. Oktober 2005 in der Saarbrücker Ludwigskirche ausdrückte.
Dieses Arbeitsbuch ist in seiner Entstehungsgeschichte selbst ein Ausdruck der
Geschichte des Saarlandes: In außergewöhnlicher Weise beruht es auf der
Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn. Der Landtag des Saarlandes
hatte mit allen in ihm vertretenen Parteien seit 1987 über viele Jahre die
Erforschung der Nachkriegsgeschichte an der Saar unterstützt. Das Außen¬
ministerium und das Wirtschafts- und Finanzministerium der Französischen
Republik haben für diese Arbeiten des Flistorischen Instituts der Universität des
Saarlandes ihre Archive nicht nur geordnet und zugänglich gemacht, sondern in
großen Teilen auch ihre Aufnahme auf Mikrofilm ermöglicht. Die Filme stehen in
der Universität seitdem der internationalen Forschung zur Verfügung. In diesem
ungewöhnlichen Entgegenkommen findet das besondere Interesse seinen
Ausdruck, welches Frankreich dem Saarland stets entgegengebracht hat. Im
zwanzigsten Jahrhundert hat sich das immer von neuem in Konfrontationen
geäußert, die aber nicht nur Konflikte in sich bargen, sondern sehr häufig zugleich
Ansätze zu Kooperationen. In Politik und Wirtschaft, in Kultur, Bildungswesen
und Lebensweise prägen die grenzüberschreitenden Vernetzungen das Saarland bis
heute und tragen so in erheblichem Maße zu seiner besonderen Stellung im
Reigen der deutschen Bundesländer bei. Den zahlreichen Repräsentanten der
Französischen Republik, welche diese Arbeiten gefördert haben, spreche ich an
dieser Stelle den nachdrücklichen Dank des Saarlandes aus.
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