Nr. 38
Franc-Einführung und Versorgungslage
Die Einführung des Franc im Saarland brachte nicht nur Nachteile mit sich.
Früher als in den westlichen Besatzungszonen in Deutschland, wo die Wirtschafts¬
ordnungsreform erst 1948/49 nach der Währungsreform vom 20. Juni 1948
erfolgte, wurde die Bewirtschaftung wichtiger Produkte an der Saar in der Folge
der Währungsumstellung gelockert oder aufgehoben.
Artikel von Hermann Stillemunkes in der „Saarländischen Volkszeitung“.
3.12.1947
Mieten, Steuern, unbewirtschaftete Lebensmittel.
[...]
Die Verteilung der unbewirtschafteten Lebensmittel
Einblicke, die die Redaktion in eine saarländische Großeinkaufsgenossenschaft
(Edeka) hatte, lassen berechtigt hoffen, daß in nicht allzu ferner Zeit ein großer Teil
der seinerzeit angekündigten unbewirtschafteten Waren bis ins letzte Dorf zur Ver¬
teilung gelangen wird. Wenn im Anfang nicht überall gleicherweise sämtliche
Verbraucher in den Genuß der unbewirtschafteten Waren kommen, so möge man
bedenken, daß dies innerhalb weniger Tage gar nicht möglich sein kann. Laut einer
Anweisung der Militärregierung müssen zunächst die größeren Städte versorgt
werden und außerdem die an der Grenze Frankreichs liegenden Ortschaften, damit
der illegale Grenzübertritt verhindert wird, der zudem ja auch die Gefahr der Ab¬
nahme der Waren und hoher Strafen mit sich bringt. Die Bevölkerung möge
beruhigt sein. Ununterbrochen laufen beispielsweise bei dieser Einkaufsgenossen¬
schaft neben den Eisenbahntransporten etwa 35 Lastwagenzüge bei Tag und Nacht
bis in die entlegendsten Winkel Frankreichs, um die Waren heranzubringen.
Obwohl die Lage in Frankreich zur Zeit durch die Streiks sehr getrübt ist, sind die
Transporte bis zur Stunde ohne jeden Zwischenfall durchgeführt worden. Von der
Zentrale in Saarbrücken werden die einlaufenden Waren unverzüglich an die etwa
500 Geschäfte im Saarland zur Verteilung gebracht, sodaß, zumal auch die anderen
Großhändler und Verteiler für die Versorgung der Bevölkerung besorgt sein
werden, es nur noch eine Frage von Tagen sein kann, bis auch der letzte in den
Genuß unbewirtschafteter Waren kommen kann.
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