Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

derswo hergestellt, oder angeboten worden und über einen Handelsweg nach Nürnberg 
gekommen sein. 
Die Handschrift enthält zu Beginn und am Ende ein Kapitelverzeichnis, das nach der 
Abschrift der Herpin-Geschichte hinzugefügt worden ist. In dem Verzeichnis wurden die 
einzelnen Abschnitte in kurzen Inhaltsangaben wiedergegeben. Zu Beginn der Hand¬ 
schrift wurden die Kapitel XV—XXXV von Bl. 3' —14' zusammengefasst, am Ende die 
Kapitel XXXVI—XTV auf den Blättern 15' —19'*. Innerhalb des Verzeichnisses ist auffal¬ 
lend, dass die Schrift insgesamt ausladender und flotter geschrieben ist, zum Ende des ers¬ 
ten Abschnitts auch stetig schräger und größer wird. Bei Kapitel XXIII (Bl. 8' ) ist nach 
der Kapitelangabe eine größere Leerstelle. Im fortlaufenden Text wurde nachträglich am 
Schluss eines Kapitels die Zählung des Verzeichnisses mit römischen Ziffern119 eingetra¬ 
gen, allerdings setzt die Zählung erstmals bei Kapitel XI (Bl. 24') ein, das als Kapitel XIII 
gezählt wurde. Danach überspringt die Zählung zwei Kapitel und setzt bei Abschnitt XIII 
(Bl. 44') ein, das als XV aufgeführt wurde.l2,) Aus den insgesamt 72 Kapiteln umfasst das 
Verzeichnis die Abschnitte XIII—XLIII. Hinter den Kapitelnummerierungen wurden 
noch zusätzlich Symbole gesetzt, die weder im Anhang mit der Transkription noch in der 
Inhaltsangabe der Handschrift berücksichtigt sind. 
Der einspaltige Text ist in einer fränkischen Bastarda des 15. Jahrhunderts von einer 
routinierten Schreiberhand gefertigt worden.12’ Charakteristisch sind die runden Formen, 
die der Schreiber durch den gesamten Text hindurch verwendet hat. "“ Alle Buchstaben 
sind schräg gestellt, so dass die Schrift einen kursiven Duktus erhält.319 323 325 Der Schreiber 
überschritt die Zeilen, indem er die Unterlängen, selten auch die Oberlängen von f, s, und 
ß, bis in die nächstfolgende Zeile verlängerte.1-4 Die Großbuchstaben sowie das f und s 
sind mit einem kräftigen Grundstrich betont. Außer in den ersten beiden Zeilen eines 
Kapitelanfangs sind in der Schleife des g Verschnörkelungen festzustellen. Der Schrift¬ 
spiegel im gesamten Codex ist mit einem hauchfeinen Rahmen aus brauner Tinte defi¬ 
niert. Der hierbei entstandene Raum für den Text sowie für die Illustrationen misst zwi¬ 
schen 202—205 x 125—129 mm. Der Schreiber musste eine äußerst routinierte Hand ge¬ 
habt haben, denn es gibt keine Hilfslinierung innerhalb des Schriftspiegels und der 
Schriftduktus ist über den gesamten Codex hinweg gleichmäßig. Der Schriftspiegel um¬ 
fasst zwischen 32 und 36 Zeilen auf jeder Seite in dunkelbrauner bis schwarzer Tinte. In¬ 
nerhalb des Textflusses wurden zu Beginn der Handschrift die Buchstaben der Satzanfän¬ 
ge rot hervorgehoben. Diese Hervorhebung nimmt im Textverlauf stetig ab und der letzte 
Teil ist nicht mehr rubriziert. Einige Namen von Akteuren sind rot unterstrichen, um de¬ 
319 Zwei Kapitel sind mit arabischen Ziffern versehen worden, nachdem sich der Schreiber verzählt hatte. 
Vgl. das Kapitel XXV11I (Bl. 155v), das am Kapitelende als „daß zwanzigst Capittell“ benannt, nachträg¬ 
lich durchgestrichen und mit der Ziffer 30 neu gezählt wurde. Ebenso bei Kapitel XXXI (Bl. 165v), das 
als XXII gezählt und durch 33 ausgebessert wurde. 
320 In der gesamten Handschrift sind die Kapitel am Schluss nummeriert worden. 
321 WEGENER 1928, S. 114. 
322 BlSCHOFF 1979, S. 175-186, bes. S. 179-181; CROUS/KlRCHNER 1970, S. 21; FlNAZZO 1978, S. 112. 
323 Crous/Kirchner 1970, S. 21, Abbildung auf Tafel 24, S. 24, Abb. 42. 
324 Crous/Kirchner 1970, S. 21. 
325 Crous/Kirchner 1970, S. 21. 
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