Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

weisen auf eine Buchbinderwerkstatt um Ulm hin.111 Auf dem Ledereinband sind an den 
Buchecken rautenförmige Metallbeschläge aus Messing zum Schutz des Einbandes ange¬ 
bracht, die aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammen. Diese Eckbeschläge sind mit ei¬ 
nem breiten, gefächerten Blatt verziert, um das ein Schmuckband mit stilisierten Arkaden 
verläuft. Die zur Mitte zeigende Spitze ist mit einem floralen Ornament verziert. Auf der 
Buchdeckelmitte sitzt ein über Eck gestelltes Quadrat mit floralen und geometrischen 
Motiven, das an den Quadratseiten in drei Zähnen ausläuft. Alle ziselierten Beschläge ha¬ 
ben einen Buckel, damit der Buchdeckel bei der Benutzung nicht auf der Lederoberfläche 
auflag und dadurch abgerieben wurde. Auf dem Rückdeckel wurde ein ähnliches Auftei¬ 
lungsschema gewählt wie auf der Vorderseite des Einbandes, wobei auf der Rückseite das 
mittlere Rechteck in senkrechte Streifen unterteilt wurde. Die Motive der Prägestempel 
und die Beschläge sind analog zum Vorderdeckel. 1938 wurde der Einband und die ge¬ 
samte Zimelie in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin restauriert. ’12 
3.3. Kodikologische Beschreibung 
Das Papierformat der Handschrift beträgt 320 auf 218 mm und ist das ursprüngliche, da 
der Buchblock in späterer Zeit nicht beschnitten worden ist. Die Handschrift umfasst 470 
Blätter mit dem Text der Herpin-Prosa; vor und nach dem Text sind knappe Inhaltsanga¬ 
ben einiger Kapitel gestellt, die jedoch nicht fertig gestellt worden sind.* 313 Die erste Seite 
der Inhaltsangabe (Bl. 3r) ist am unteren Blattrand mit einem circa 3 cm breiten Papier¬ 
streifen, vermutlich im Zuge der Restaurierung, wiederhergestellt worden. Deshalb ist die 
erste Hälfte des Berliner Bibliotheksstempels auf der Rectoseite von Blatt 3*, die untere 
Stempelhälfte auf Blatt 4' gedruckt. Die Handschrift ist mit dem Kapitelverzeichnis in 41 
unterschiedlich starken Lagen gebunden: VII + (VII-l) + (VI-2) + VI + VII + (VII-2) + 
(IX-2) + (VII-l) + (1-1) + (VII-1) + I + (VII-l) + I + (VII-2) + I + (VI-1) + I + (IX-3) 
+ (IX-4) + (VII-2) + 2 VII + (VII-2) + (VIII-1) + 2 (VII-l) + (VII-2) + VII + (VII-2) + 
2 (VII-l) + (VII-2) + VIII + (VII-3) + IV + VIII + V + IX + (V-2) + (V-l)470. Im 19. 
Jahrhundert sind die beschriebenen Blätter im rechten oberen Eck der geraden Blätter pa¬ 
giniert worden, wobei die Zählung ab der Seite 708 um 100 Seiten zurückspringt. Im Fol¬ 
genden wird nach einer neuen Foliierung gezählt, in der die hinzugefügten Kapitelver¬ 
zeichnisse eine eigene, mit Sternchen gekennzeichnete Zählung erhalten. 
Auf dem vorderen Spiegelblatt ist mit Bleistift die Signatur „Germ 2° 464“ eingetragen. 
Auf der Rectoseite, die dem Buchblock vorgelegt ist, liest man nochmals die Signatur in 
schwarzer Tinte: „Germ. fol. 464“; darunter steht in Klammer „mit 90 Federzeichnun¬ 
gen“. Auf demselben Blatt ist eine Bleistiftzeichnung eines Frauenkopfes im Profil darge¬ 
stellt, unter der „a chart. 39“ geschrieben steht. Diese Eintragung verweist auf die Signa¬ 
Ulm analog sind, vgl. hierzu SCHUNKE 1996, S. 265, Adler 387 und SCHUNKE 1979, S. 16, Adler 387 mit 
Abbildung. 
310 Zum Motiv des Löwen siehe SCHUNKE 1979, S. 190, Löwe 118. 
311 SCHUNKE 1996,5.265. 
312 AUSST.KAT. ADERLASS, S. 136. Siehe hierzu auch den Stempel „St.B. 17.2.38“ auf dem hinteren Spiegel¬ 
blatt in der Handschrift. 
313 \7gh Berlin, Ms. germ. fol. 464, Bl. lr*-24v*. 
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