Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

Die spätmittelalterliche Herpin-Handschrift, die heute in der Staatsbibliothek Berlin 
unter der Signatur Ms. germ. fol. 464 aufbewahrt wird, ist bisher kaum erforscht, 
obwohl sie aus literarhistorischer und kunsthistorischer Perspektive größte 
Aufmerksamkeit verdient. Dieses Desiderat zu erfüllen, ist Ziel des vorliegenden 
Buches. Die um 1487 datierte, ungewöhnlich reich mit Federzeichnungen illust¬ 
rierte Handschrift enthält eine Prosaübersetzung und Bearbeitung des bunten und 
abenteuerlichen, über mehrere Generationen sich erstreckenden französischen 
Heldenepos (Chanson de geste) von Herzog Herpin von Bourges und seinem Sohn 
Lewe („Lion de Bourges“). Dieser erfolgreiche Prosaroman entstand um die Mitte 
des 15. Jahrhunderts am Hofe der Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau- 
Saarbrücken, im Rahmen eines Heldenzyklus, der von Karl dem Großen bis zu 
Hugues Capet, dem Stammvater der französischen Königsdynastie, führt. 
Die Untersuchung nähert sich dieser herausragenden Herpin-Handschrift aus ver¬ 
schiedenen Richtungen: Durch genaue kodikologische Analyse gelingt es ihr, Her¬ 
kunft und Entstehungszeit einzugrenzen. Eine detaillierte Beschreibung von Inhalt, 
Funktion und Form der neunzig Illustrationen widmet sich dem besonderen An¬ 
spruch des buchkünstlerischen Werkes. In seinen Miniaturen, die von der künst- 
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lerischen Originalität ihres Schöpfers zeugen, verarbeitete der Herpin-Meister die 
neuesten Entwicklungen der zeitgenössischen Druckgraphik. Die Zeichnungen 
des unbekannten Künstlers stehen in engem Zusammenhang mit fränkischen 
Malern wie Wolfgang Beurer und Michael Wolgemut, Dürers Lehrer. Die vollständig 
dargebotenen Illustrationen der Handschrift und Abbildungen aller Zeichnungen, 
die dem Herpin-Meister sonst zugeschrieben werden können, eröffnen erstmals 
Einsichten in das bisher bekannte Gesamtwerk dieses bedeutenden Künstlers. 
Lena Glassmann, geboren 1982, studierte Kunstgeschichte, germanistische Me¬ 
diävistik und Philosophie in Innsbruck und München. Von 2007 bis 2012 war sie 
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. 
Die Untersuchung der Berliner Herpin-Handschrift ist ihre Dissertation. 
783939 
50091 
ISBN 978-3-939150-09-1
	        
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