Straßburger Druck von 1514, die zweite, die wohl älteste Textfassung, in der Berliner
Handschrift (um 1487) und die dritte in der Heidelberger Handschrift01 (ca. 1475), wohl
aus dem Besitz der späteren Pfalzgräfin Margarethe von Savoyen, mit der Elisabeth ver¬
wandt war/' Doch im 16. und 17. Jahrhundert rückte in der Rezeption der Roman um
Huge Scheppel in den Vordergrund, dessen Protagonist Hugo Capet der erste Robertiner
(Kapetinger) auf dem französischen Thron war/’1 Der Beliebtheit des Romans ist es zu
verdanken, dass bis in die heudge Zeit die Editions- und Forschungsgeschichte von ,Huge
Scheppeh dominiert wird.
Die drei durch Elisabeths Sohn Johann III. in Auftrag gegebenen Prachthandschriften
sind aufwendig illustriert/'4 Inzwischen gelang für den ,Herpin* der Nachweis, dass die
Heidelberger Handschrift der Margarethe von Savoyen (f 1479) durch die für die Fürstin
in den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts arbeitende schwäbische Werkstatt des Lud¬
wig Henfflin in Stuttgart illustriert wurde/ " Einige Forschungsdesiderate auf dem Gebiet
der ikonographischen Untersuchungen zu den Bildprogrammen der einzelnen Romane
sind freilich immer noch zu konstatieren. Das betrifft sicherlich auch die unfertigen Illust¬
rationszyklen der ,Herpin‘-Handschriften aus Wolfenbüttel und Berlin.
Auf die Problematik der Verfasser- und Übersetzertätigkeiten Elisabeths wurde seitens
der Geschichtswissenschaft hingewiesen; ’0 allerdings ist diese für die literarhistorische und
kunstgeschichtliche Bewertung nur von geringer Relevanz. Nicht auszuschließen ist, dass
Elisabeth einen Gehilfen hatte, der die Übersetzungen vorbereitete, teilweise verfasste oder
besserte. Dennoch muss es einen gewissen Anteil Elisabeths an den Prosaübertragungen
gegeben haben.
Abgesehen von Liepes Analyse existieren nur wenige Untersuchungen zu Sprache, Stil
und Einheitlichkeit der Werke/’ Dies hängt sicherlich auch mit der oben erwähnten man¬
gelhaften Editionslage der vier ,Herpin*-Erzählungen zusammen. Ebenfalls nur wenige
wissenschaftliche Resultate gibt es seit Liepe bezüglich der Originaltexte aus Frankreich,
wobei sich für die deutsche ,Herpin‘-Fassung die französischen Handschriften des ,Lion
de Bourges* in der Pariser Bibliothèque Nationale de France (Paris, Bibliothèque National
de France, Ms. fr. 22555 und Ms. fr. 351) als mögliche Vorlagen nachweisen lassen, die
beide aus dem nordfranzösischen Raum des späten 14. und 15. Jahrhunderts stammen.
William Kibler, Jean-Louis Picherit sowie Thelma Fenster gehen davon aus, dass die Vor¬
lage der Adaptionen Elisabeths vielleicht mit einem dieser Texte enger verwandt war/”4
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. pal. germ. 152, mit 258 kolorierten Federzeichnungen. Vgl.
hierzu von Bloh 1990.
62 von Bloh 1990, S. 11, 28£, 30f.; Backes 1992, S. 184.
63 HAUBRICHS 1991, S. 20 und SAUDER 2002.
64 Bei den drei illustrierten Handschriften handelt es sich um die Erzählungen des ,Loher und Maller',
,Huge Scheppel' und des ,Herpin'.
65 von Bloh 1990, S. 33-38.
66 SPIESS 1998, S. 85-110, besonders S. 98-100. Vgl. jedoch dazu HERRMANN 2002, S. 116-118, der die
Argumentation von Spiess relativiert.
67 Hierzu vgl. BlCHSEL 1999; VON BLOH/GÄRTNER/HEINTZE 2002; BASTERT 2002; VON Bloh 2002b
und MlEDEMA 2013-
68 KiBLER/PiCHERIT/FenSTER 1980, hier Bd. 1, S. XII—XIX; zur Lokalisierung einer lothringischen
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