ein Hubtisch zur Materialbeförderung installiert. Diese Neuerung zeigt beispielhaft die
Auswirkungen von Modernisierungen auf die Arbeitssituation und die Kooperationsfor¬
men der Belegschaft, denn verbesserte Hebe- oder Tragevorrichtungen wie beispielsweise
Hubtische machten besonders ungelernte Arbeit zum Teil überflüssig. Auch im Hoch¬
ofenbereich wurden Verbesserungen zwecks Produktivitätssteigerung vorgenommen.1 9
Der kontinuierlichen Expansion und Modernisierung der Werksanlagen entspre¬
chend konnte die Produktion sukzessive gesteigert werden, wobei sich Phasen stärkeren
und Phasen schwächeren Wachstums abwechselten. Dies sei an Daten der Roheisen-
und Stahlproduktion veranschaulicht. 1889, im fünften Jahr der Produktion, wurden
99.214 Tonnen Roheisen hergestellt,18(1 im Geschäftsjahr 1895/96 waren es bereits
182.073 Tonnen. Zehn Jahre später lag dieser Wert bei 273.411 Tonnen. Die Steige¬
rung der Produktion hei allerdings in den Jahren 1895/56 bis 1900/01, trotz der allge¬
meinen Hausse, schwächer aus, wurden doch im zuletzt genannten Geschäftsjahr erst
204.318 Tonnen Roheisen erschmolzen. Bis zum Ersten Weltkrieg schließlich wuchs
die Roheisenherstellung weiter bis auf 295.834 Tonnen.IM Analog sind die Daten der
Stahldarstellung zu sehen: 1889 wurden 80.383 Tonnen Stahl erblasen,ls2 1895/96 be¬
reits 148.636 Tonnen. Zehn Jahre später waren es 230.286 Tonnen, wobei auch hier im
zweiten Jahrfünft die wesentlich größeren Wachstumsraten erzielt wurden (1900/01:
165.693 Tonnen). Bis zum Ersten Weltkrieg stieg die Stahlherstellung auf 301.714 Ton¬
nen.179 183 Zwar wuchs das Unternehmen, wie die wenigen Daten belegen, bis 1913/14
durchaus zu einem Großbetrieb heran. Auf der anderen Seite blieb es jedoch gegenüber
den Branchenführern im benachbarten Deutschen Reich, mit denen es seit 1904 im
Stahlwerksverband kooperierte, mehr oder weniger deutlich zurück.184 Nichtsdesto¬
trotz ist der luxemburgischen Wirtschaftshistorikerin Monique Kieffer insgesamt zuzu¬
stimmen, wenn sie für das Jahr 1911 festhält: „En dressant le bilan de Dudelange en 1911
[...] un constat s’impose: l’entreprise n’a pas connu de répit: l’innovation technologique,
imposée par la rapidité du progrès technique, et le développement des capacités produc¬
tives ont été quasi continus.“185
179 Vgl. ARBED (Hrsg.) 1982, S. 88. Zum Bau des Martinstahlwerks vgl. Conrardy 1991, S. 29.
180 Vgl. ARBED (Hrsg.) 1982, S. 52.
181 Alle Zahlen in: Les Archives de la division dARBED-Dudelange (1882-1940), S. XXI.
182 Vgl. ARBED (Hrsg.) 1982, S. 52.
183 Alle Zahlen in: Les Archives de la division dARBED-Dudelange (1882-1940), S. XXL
184 Unter Berufung auf Michel Ungeheuer führt Monique Kieffer Vergleichsdaten einiger anderer im
deutschen Stahlwerksverband organisierter Werke, darunter neben dem Branchenkrösus Krupp auch
die Phoenix-Hütte in Duisburg-Laar und nicht zuletzt die ebenfalls am ARBED-Konzern beteilig¬
te Burbacher Hütte, auf. Das Düdelinger Werk erreichte nicht deren Produktionsquoten, verfehlte
die von Krupp und Phoenix sogar bei weitem. Vgl. Les Archives de la division d ARBED-Dudelange
(1882-1940), S. XVI.
185 Ebd.
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