Wertungen argumentiert, dar,59 während für das Saarrevier im Ganzen Klaus-Michael
Mallmann60 wichtige Arbeiten vorlegte. Mallmann fragte wie andere Autoren beson¬
ders nach den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen die
saarländische Arbeiterbewegung entstand und welchen fundamentalen Problemstel¬
lungen sie sich gegenüber sah. Mit Ausnahme der Arbeiten von Denis Scuto bleiben die
hier vorgestellten Werke allerdings etwas steril, da sie tatsächlich fast ausschließlich die
rein organisatorische Entwicklung behandeln, diese aber nicht konsequent rückbinden
an Aspekte der Arbeitssituation, des soziokulturellen Profils der Arbeiterschaften oder
ihrer Binnenstruktur.
Die Herausbildung der Industriearbeiterschaft: im Gefolge massiver Migrationsbewe¬
gungen wurde in Luxemburg besonders intensiv erforscht, wenngleich die Fernmigra-
tion ungleich größeres Interesse weckte als die Binnen- und Nahwanderung.61 Auch
für das Saarrevier liegen migrations- und demographiehistorische Studien vor, die al¬
lerdings fast ausschließlich die Bergarbeiter in den Blick nehmen.62 Auch hier tut sich
also im Bereich der Hüttenarbeitergeschichte eine beträchtliche Forschungslücke auf.
Stefan Leiner schließlich richtete den Fokus auf die grenzüberschreitenden Austausch¬
prozesse im Saar-Lor-Lux-Raum, die im Rahmen der hier zu verfolgenden Fragestellun¬
gen allerdings von untergeordneter Bedeutung sind, zumal zwischen den beiden hier
59 Ebenau, Michael: Freiheit für das Volk. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Neun¬
kirchen 1848-1961, Ottweiler 1990; Ebenau, Michael: Parteien, Arbeitgeber, Gewerkschaften, in:
Knauf, Rainer/TREPESCH, Christof (Hrsgg.): Neunkircher Stadtbuch, Neunkirchen 2.005, S. 2.2.3-239.
60 Unter den vielen Aufsätzen Mallmanns seien hier erwähnt: Mallmann, Klaus-Michael: „Dies Ge¬
biet ist bis jetzt noch vollständige terra incognita.“ Die verspätete SPD im Saarrevier, in: Mallmann,
Klaus-Michael/SCHOCK, Gerhard/KLIMMT, Reinhard (Hrsgg.): Richtig daheim waren wir nie. Ent¬
deckungsreisen ins Saarrevier 1815-1955, Bonn 1987, S. 65-70; Mallmann, Klaus-Michael: Die An¬
fänge der Sozialdemokratie im Saarrevier, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 28 (1980),
S. 128-148.
61 Die Immigration nach Luxemburg im Zeitalter der Industrialisierung ist in ihren mannigfaltigen
Facetten Gegenstand zahlreicher Sammelbände, darunter: Reuter, Antoinette/RuiZ, Jean-Philippe
(Hrsgg.): Retour de Babel: itinéraires, mémoires et citoyenneté. 3 vols, Luxemburg 2007; Reuter,
Antoinette/ScuTO, Denis (Hrsgg.): Itinéraires croisés. Luxembourgeois à l’étranger, étrangers au Lux¬
embourg, Esch-sur-Alzette 1995; Montebello, Fabrice (Hrsg.): Un siècle d’immigration au Luxem¬
bourg. Actes du colloque organisé par le CLAE (Passerelles, Nr. 22), Thionville 2001; Pauly, Michel
(Hrsg.): Lëtzebuergde Lëtzebuerger? Le Luxembourg face à l’immigration, Luxemburg 1985. Einen re¬
zenten Forschungsüberblick liefert Scuto, Denis: Historiographie de l’immigration au Luxembourg,
in: Hémecht 60 (2008), S. 391-413. Viele Beiträge entstanden des Weiteren im Umfeld des in Düddin¬
gen angesiedelten Centre de Documentation sur les Migrations Humaines (CDMH). Siehe dazu http://
www.cdmh.lu. Zuletzt eingesehen am 05.12.2012.
62 Vgl. u.a. Fehn, Klaus: Ansätze zur Erforschung der Bevölkerungs- und Sozialgeschichte des saar¬
ländischen Bergbau- und Industriegebiets im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: Jahrbuch für west¬
deutsche Landesgeschichte 3 (1977), S. 419-440; Läufer, Wolfgang: Bevölkerungs- und siedlungs¬
geschichtliche Aspekte der Industrialisierung an der Saar, in: Zeitschrift für die Geschichte der
Saargegend 29 (1981), S. 122-164.
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