wurden auch IV. Leute genannt, so zwei IV. „maçons de convertisseur“.224 * Zu den wenig
angelernten Arbeitern zählten möglicherweise auch die zahlreich aufgelisteten Reserve¬
leute, so die nicht weniger als 94 am Hochofen tätigen Reserveschmelzer.221
Sehr aufschlussreich in Bezug auf das Qualifikationsprofil, die Stellung in der Werks¬
hierarchie sowie die Position auf dem Arbeitsmarkt jener III. Arbeiter ist die Lohnliste
des Neunkircher Stahlwerks aus dem Jahr 1916. Neben 19 III. Konvertermännern wur¬
den sieben III. Pfannenmänner, sechs III. Stampfer sowie ein III. Schmelzer gezählt.
Aufgabe der Konvertermänner war es unter anderem, das Roheisen und die sonstigen
Stoffe in den Konverter zu geben, die Birne aufzurichten, Probeentnahmen zu machen
und schließlich den flüssigen Stahl unter Aussonderung der Schlacke in die davor vor¬
gesehenen Pfannen zu gießen.226 228 Aufgabe der Pfannenleute war es unter anderem, den
Guss in die Pfannen entgegen zu nehmen sowie die Gusspfannen instand zu halten.22
Der Arbeiter Josef Reis, der im September 1916 neu eingestellt wurde, wechselte von sei¬
ner Position als III. Pfannenmann zu der eines III. Konvertermanns, genauso wie seine
Kollegen Adolf Leibrock und Jakob Reischmann. Außerdem wurden zahlreiche dieser
III. Leute zeitweise auch als Auslader, Aufräumer und Tagelöhner eingesetzt, niemals
aber mit einer besser qualifizierten Tätigkeit betraut.22* Dies alles weist doch sehr deut¬
lich daraufhin, dass es sich bei den III. Männern um nur sehr gering qualifizierte Ange¬
lernte handelte, dass die Grenzen zu den Ungelernten fließend und sie jederzeit leicht
austauschbar waren.
Eine Mittelposition nahm jene Kategorie ein, die Ehrenberg als „individuell an¬
gelernte Arbeiter“ charakterisiert. Sie hätten schon mehr Kenntnisse besessen als die
„wenig Angelernten“, allerdings nicht im Rahmen einer formalen Ausbildung, sondern
durch die Erfahrung mit der Arbeit selbst {training on the job). Laut Ehrenberg gab es
„eine ganze Anzahl von Stufen der individuell angelernten Arbeit“,229 * erzeugt durch die
verschieden lange Erfahrung mit einem bestimmten Arbeitsprozess. Es war die Erfah¬
rung, die den „individuell angelernten“ vom „wenig angelernten“ Arbeiter unterschied,
nicht seine formale Ausbildung oder seine technischen Fertigkeiten. Neben den Hin¬
terwalzern und II. Schmelzern zählt Ehrenberg zu dieser Kategorie auch die I. und die
II. Kokillenleute. Insgesamt 15 Vertreter dieser Arbeiterkategorie waren in der ersten
Schicht des Neunkircher Stahlwerks während der zweiten Jahreshälfte 1916 vertreten.241
Die Kokillenleute mussten die Behältnisse, in welche der Stahl gegossen wurde, aufstel¬
len und nach dem Guss die Stahlblöcke in rotglühendem Zustand aus den Kokillen auf
224 Siehe AnLux, ADU-U1-130/3.
221 Siehe AnLux, ADU-U1-130/1.
226 Vgl. BOSSELMANN 1906, S. 59.
22 Vgl. ebd., S. 61; Ehrenberg 1906, S. 99.
228 Alle Angaben zur Belegschaftsstruktur im Neunkircher Stahlwerk 1916 nach: Lohnlisten Stahlwerk
NE, 1. Jahreshälfte 1916.
229 Ehrenberg 1906, S. 119.
220 Siehe Lohnlisten Stahlwerk NE, 1. Jahreshälfte 1916.
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