Hüttenleutc galt, wegweisende Studien vorlegte.46 Neben Jürgen Коска4' tat sich auch
Ulrich Zumdick mit seiner profunden und facettenreichen Studie über die Phoenix-
Hütte in Duisburg-Laar im Bereich der Hüttenarbeiterhistoriographie hervor.48 Nach¬
dem die Hüttenarbeitergeschichtsschreibung in den Neunzigerjahren also eine gewisse
Konjunktur hatte, flaute das Interesse im Folgejahrzehnt wieder ab. Den Eisen- und
Stahlarbeitern speziell im Saarrevier und in Luxemburg widmeten sich ebenfalls um das
Jahr 1990 erste Pionierarbeiten, die aber noch eher den Charakter von Problemaufrissen
hatten. So legte Denis Scuto im Jahr 1992 einen grundlegenden Beitrag zur Arbeitssitu¬
ation der Hüttenarbeiter im luxemburgischen Minettebassin vor,49 * drei Jahre zuvor war
ein instruktiver Aufsatz von Gerhard Arnes zu den Saarhütten erschienen.,0 All den zu¬
letzt genannten Monographien und Beiträgen fällt das Verdienst zu, den Fokus auf die
Arbeitssituation im Betrieb gerichtet zu haben: Das betriebliche Handlungsfeld wurde
in seiner prägenden Kraft erkannt und entsprechend intensiv analysiert.51 Die wenigen
regionalgeschichtlichen Studien ändern freilich nichts daran, dass gerade im Saarland
die Hüttenarbeiterschaff in der Forschung stiefmütterlich behandelt wurde, während
die Arbeiter im Steinkohlenbergbau überproportional berücksichtigt wurden. So ist Ri¬
46 Welskopp 1994: Welskopp, Thomas: Arbeit und Zusammenarbeit im Hüttenwerk. Deutsche und
amerikanische Beispiele, 1860-1930, in: Dascher, Ottfried/KLEINSCHMIDT, Christian (Hrsgg.): Die
Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum. Wirtschaftliche Entwicklung, soziale Strukturen und
technologischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert (Untersuchungen zur Wirtschafts-, Sozial- und
Technikgeschichte, Bd. 9), Dortmund 1992, S. 149-179; Welskopp, Thomas: Kooperationsformen
und Machtbeziehungen im Industriebetrieb: Die deutsche und die amerikanische Eisen- und Stahlin¬
dustrie in der Zwischenkriegszeit, in: TeNFELDE, Klaus (Hrsg.): Arbeiter im 20. Jahrhundert (Industri¬
elle Welt, Bd. 51), Stuttgart 1991, S. 142-192.
4 Коска 1990, S. 413-436.
48 Zumdick 1990; außerdem Zumdick, Ulrich: Zwischen Anpassung und Selbstbehauptung - Ar¬
beit und Arbeiter in der Eisen- und Stahlindustrie um 1900, in: DASCHER, Ottfried/KLEINSCHMIDT,
Christian (Hrsgg.): Die Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum. Wirtschaftliche Entwick¬
lung, soziale Strukturen und technologischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert (Untersuchungen zur
Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte, Bd. 9), Dortmund 1992, S. 135-148.
49 Scuto 1992.
,0 Ames 1989. Im Jahr 2000 wurde ferner eine an der Universität Potsdam entstandene Dissertation
publiziert, die allerdings in inhaltlicher wie formaler Hinsicht derart eklatante Mängel aufweist, dass
sie, trotz eines ambitionierten Titels, die wissenschaftliche Diskussion in keiner Weise voranbrachte.
Siehe Gergen, Dietmar: Vom „Arbeiterbauern“ zum „Hüttenmann“. Industriesoziologische und be¬
rufspädagogische Aspekte der industriellen Modernisierung im Saarrevier von 1828 bis 1928, Saarbrü¬
cken 2000.
11 In der jüngsten Vergangenheit erfuhr die Geschichte der industriellen Arbeitswelt wieder verstärkte
Aufmerksamkeit. Im Grunde genommen ältere Problemstellungen wie der Rationalisierungsdiskurs
der Zwischenkriegszeit oder die räumliche Anordnung industrieller Arbeitsplätze wurden unter zum
Teil neuem Blickwinkel diskutiert. Vgl. Uhl, Karsten/BLUMA, Lars: Arbeit - Körper - Rationalisie¬
rung. Neue Perspektiven auf den historischen Wandel industrieller Arbeitsplätze, in: Bluma, Lars/
Uhl, Karsten (Hrsgg.): Kontrollierte Arbeit - disziplinierte Körper? Zur Sozial- und Kulturgeschich¬
te der Industriearbeit im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2012, S. 9-31.
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