Full text: Arbeiterexistenzen und Arbeiterbewegung in den Hüttenstädten Neunkirchen, Saar und Düdelingen, Luxemburg

Teil B: Arbeiterexistenzen: Arbeitssituation 
im Betrieb und Leben in der Industriegemeinde 
III Das betriebliche Handlungsfeld: 
Arbeit im integrierten Eisen- und Stahlbetrieb 
Nachdem mit der Behandlung von Werks- und Stadtgeschichte sowie der Zusammen¬ 
setzung der Arbeiterpopulationen das historische Terrain abgesteckt worden ist, richtet 
sich der Fokus im Folgenden auf den Ort, an dem die Hüttenarbeiter einen Großteil 
ihres Alltags verbrachten, der aber dennoch, zumindest von der regionalgeschichtli¬ 
chen Forschung, bis dato weitgehend vernachlässigt wurde: auf den Eisen- und Stahl¬ 
betrieb. Es gilt, die strukturellen Sonderheiten der Arbeitssituation im integrierten oder 
gemischten Hüttenwerk herauszuarbeiten: Wodurch war die Struktur der Belegschaft 
gekennzeichnet, welche Arbeitsbedingungen herrschten vor, wie wurde auf der Hütte 
zusammengearbeitet und wie waren Macht und Disziplinierung für die Hüttenarbeiter 
erlebbar? Diesen und andere Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden. Zugleich 
aber bewegte sich die Arbeit auf der Hütte im Kontext der allgemeinen Industrialisie¬ 
rung und der Durchsetzung industrieller Produktionsprinzipien, deren Auswirkungen 
auf die in der Produktion beschäftigten Menschen zunächst in allgemeiner Perspektive 
aufgezeigt werden sollen. Im Anschluss daran richtet sich das Augenmerk auf den Hüt¬ 
tenbetrieb selbst. 
i Fabrikarbeit im Zeitalter der Industrialisierung: Merkmale industrieller 
Arbeit - Arbeitsbedingungen - Arbeitsbelastungen 
Industrielle Fabrikarbeit stellte die zumeist aus einem ländlich-agrarischen Umfeld 
stammenden Arbeitskräfte vor neuartige Herausforderungen, die in der Regel enorme 
Anpassungsleistungen verlangten. Die Hütte als geradezu prototypische Einrichtung 
des entstehenden Industriekapitalismus offenbart viele dieser Anforderungen und 
Anpassungserwartungen. Im Folgenden werden einige Schlaglichter auf die zentra¬ 
len Merkmale industrieller Arbeit im Betrachtungszeitraum geworfen, zu denen auch 
die Arbeitsbelastungen und -gefährdungen zu zählen sind. Diese eher allgemeinen, im 
Grunde genommen den gesamten sekundären Wirtschaftssektor tangierenden Prob¬ 
lemstellungen waren konstitutiver Bestandteil des Arbeitsalltags der Hüttenarbeiter 
und müssen daher, ehe die eigentlich charakteristischen Merkmale der Eisen- und 
Stahlbranche zu diskutieren sind, dargestellt und in die Überlegungen einbezogen 
werden. 
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