stammenden Massings waren katholisch. Die Meisten davon waren als „Hüttenarbei¬
ter“, „Hüttentaglöhner“ oder „Walzwerkarbeiter“ geführt, während bei den früheren
Einträgen häufig auch nur die Bezeichnung „Hütte“ zu finden war.484 Bisweilen stimmen
einzelne Parameter, abgesehen vom Namen, derart überein, dass Verwandtschaft sehr
wahrscheinlich ist. Im Jahr 1871, um ein Beispiel zu nennen, trafen Jakob und Niklas
Massing aus Namborn gemeinsam am 13. Februar in Neunkirchen ein, sie dürften den
Weg zusammen bestritten haben.485 1898 meldeten sich die beiden Peter Massings an.
Falls es sich nicht um die gleiche Person handelte, ist es auffällig, dass sie gemeinsam im
selben Werksschlafsaal wohnten. Der am 5. September des gleichen Jahres registrierte
Jakob Massing486 wohnte bei Johann Massing, einem Puddler, der laut Fremdenbuch
am 22. Februar 1889 nach Neunkirchen gekommen war und einmal umzog.48' Es ist an¬
zunehmen, dass Jakob Massing, der nur als „Hüttenarbeiter“ geführt wurde, bei dem
besser verdienenden Puddler zur Untermiete wohnte.
Es könnten noch weitere exemplarische Fälle vorgeführt werden, um das weit ver¬
breitete Phänomen der Ketten- oder Folgewanderung zu illustrieren. Die dargelegten
Beispiele mögen den Sachverhalt, bei allen Fragen, welche die Quelle offen lässt, aber
bereits anschaulich dokumentiert haben: Zwischen Neunkirchen und einzelnen Ort¬
schaften wie Lambsborn in der westlichen Rheinpfalz oder Namborn im preußischen
Landkreis St. Wendel entstanden über die Jahre hinweg konstant frequentierte Migrati¬
onspfade, die sich zu dauerhaften Systemen entwickelten. Der systematische Charakter
dieser Wanderungen ist nicht abzustreiten, auch wenn mit dem Begriff des Migrations¬
systems in der Regel transnationale, ja sogar transkontinentale Migrationsmuster um¬
schrieben werden.488 Hoerder et al. betonen ausdrücklich, Wanderungssysteme könnten
„von lokalem (ländliche Migration in die nächstgelegene Stadt), regionalem [...] oder
kontinentalem bzw. interkontinentalem Ausmaß“ sein.489 Abschließend ist noch darauf
hinzuweisen, dass sich zahlreiche Migranten aus den identifizierten Herkunftsgebieten
auch in Vororten von Neunkirchen, etwa Wiebelskirchen oder Ludwigsthal, niederlie¬
ßen. Auch diese Personen suchten vornehmlich in Neunkirchen Arbeit.490
Dorf von Auswanderungen, auch nach Übersee, betroffen, sodass die Einwohnerzahl nicht wesentlich
gestiegen sein dürfte. Vgl. Neumann, Friedrich/BoNKHOFF, Bernhard: Lambsborn. Ein Dorfbuch,
Lambsborn 1983, S. 108-111.
484 Neunkircher Fremdenbücher, Buchstabe M, 1861-1900; Neunkircher Fremdenbücher, Buchstabe
M, 1901—1911.
485 Neunkircher Fremdenbücher, Buchstabe M, 1861-1900. Jakob Massing führte für das Jahr 1871 die
Ordnungsnummer 10, Niklas Massing die Nummer 11.
486 Die Ordnungsnummer Jakob Massings für 1898 war 154.
48 Er war für 1889 mit der Ordnungsnummer 27 gekennzeichnet.
488 So etwa in Osterhammels Globalgeschichte, die aber einen ganz anderen geographischen Fokus
setzt. Vgl. Osterhammel 2009, S. 233-252.
489 Hoerder/Lucassen/Lucassen 2007, S. 45.
490 Vgl. Hilgers 2005, bes. S. 716 und 725.
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