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üuigus schon gelegentlich der „Uramena" ausgesprochen. Lin fundamentaler
Unterschied ist damit freilich nicht gegeben, wenn schon der Schüler
des Schottelius mit Rücksicht auf seine fürstlichen, adligen und gelehrten
Leser die gröblichsten Geschmacklosigkeiten des Vorigen meidet, so ist
positiv auch bei ihm dichterische Fähigkeit nicht zu rühmen. Der Ehr¬
geiz jener Romane ging ja überhaupt wesentlich dahin, der Mitwelt
Spaß zu machen. Dafür konnte der rohe Stoff der hannoverschen
Familienkatastrophe genügen. Unton Ulrich beschränkt sich also auf
dessen lebendige, gewandte Darstellung, und darin liegt sein literarisches
Verdienst. Der Versuch künstlerischer Formung wird kaum gemacht. Der
„romanesque Vetter" des hannoverschen Dauses will die Vorgänge, die sich
dort abgespielt, erzählen, wie sie ihm „wiewohl nicht förmlich" zukamen.
In gewisser weise litt die Objektivität unter der Verwandtschaft.
Bei der Brautwerbungsszene merken wir, wenn wir authentische Ur¬
kunden zur Vergleichung heranziehen,^) die Ubsicht des Braunschweigers,
seine Hannoveraner verwandten zu verkleinern, die die einst seinem Hause
winkende reiche Braut davongetragen.
Unter demselben Gesichtspunkt ist — mit Rücksicht auf den Liebes-
briefwechsel — die bloße „vertrauligkeit und sreundschasft" zwischen
Lolane und Uquilius (Rönigsmark) zu betrachten, „mit mehr als einer
Freundschaft an seiten des Uquilius", „so er jedoch dergestalt zu bergen
wüste / daß er ihme selbst gleichsam nicht walte wissen lassen / was er
in seinem hertzen entpfände". Ebenso die Begründung der Fahrt Zolanes
zu ihren Eltern und ihres Fluchtversuchs lediglich durch die schlechte Be¬
handlung in Hannover, wo sie Lotys (Georg Ludwig) u. a. einmal aus
Zorn über die Beleidigung seiner Mätresse an der Gurgel packt, und
mit solchem Ungestüm an die wand drückt, daß sie schier erstickt.
In der Hauptsache scheint jedoch weder persönliche, noch etwa
literarische Tendenz (wie beim vorigen Roman) die Charakteristik be¬
einflußt zu haben.
Uns erhaltene Gemälde^) und Urkunden,^) sowie die Ergebnisse
der kritischen Forschung und der allgemeinen Rulturgeschichte stimmen
meist zu Union Ulrichs Bild. Die Tharaktere sind anschaulich, also
erschaut.
wie weit der Uutor davon entfernt ist, seine Heldin trotz aller
Unerkennung ihrer Vorzüge zur unnatürlich-fleckenlosen Tugendheldin
zu idealisieren, zeigen folgende Momente: echt weiblich wünscht sie nichts
sehnlicher, als die potentiana (symbolisch für die allmächtige Platen)
an Rörperschönheit, Rleidung und Schmuck zu übertreffen, macht sich