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Кар. II. § 21.
dalität“ bei Kant. Seine Modalitätskategorien sind in der
Tat unsere drei, nur in anderer Stellung zu einander; darin
weichen wir von ihm ab und haben diese Abweichung schon
begründet. Auch sonst decken sich unsere drei Modalitäts¬
kategorien nicht durchaus mit den Kantischen. Aber in dem
Grundsinn der Modalität weiche ich nicht von ihm ab, näm¬
lich daß sie nicht durchwirkt zur vollen Setzung, sondern
für diese nur das Wie, den Modus, die „Modalität“ voraus
bestimmt. Auch das ist keine wirkliche Abweichung, daß
bei Kant die Modalität am Ende der Kategorientafel zu
stehen kommt, bei uns dagegen am Anfang. Kants Gang
der Darlegung ist, wie er selbst hervorhebt, analytisch, d. h.
von der Peripherie zum Zentrum erst zurückgehend, während
wir vom Zentrum aus die Entwicklung zur Peripherie hin
beschreiben wollen. Das ist ein bloßer Unterschied der Dis¬
position. Daß wirklich die Modalität auch bei Kant im
Mittelpunkt steht, läßt sich vielfach beweisen. Es braucht
nur erinnert zu werden an seine Grundfrage nach der Mög¬
lichkeit der Gegenstandserkenntnis, die als wirkliche
gegeben sein müsse, und an den Notwendigkeits- und
Allgemeinheitssinn des Apriori überhaupt. Die Modalität
spielt bei ihm durchaus die Rolle des Apriori, das Apriori
selbst. So aber ist sie wirklich auch für ihn das an sich Erste
und nicht Letzte.
Doch von dem allen darf hier abgesehen werden. Da¬
gegen geht uns unmittelbar an, wie jedes Einzelne, das hier
zu sagen war, für die Praxis bedeutend wird und auf sie fort
und fort hinweist. Theoretisch ist bis dahin unsere Betrach¬
tungsweise, aber die Theorie ist bloß Vorzeichnung; was sie
aber aufweist, ist in sich selbst ganz etwas Anderes, es ist
lebendiger Vollzug, Vollführung, aus dem Vollen Wirken,
Erwirken — also Handlung. „Handlung ist der Welt all¬
mächtiger Puls“ nach einem Dichterwort. Theorie ist gleich¬
sam nur die Abzählung der Pulsschläge, das Zur-Kenntnis-
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