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Kap. IX. § 216.
§ 216. Hiermit sind wir am Ziele der Praktik angelangt.
Um das Ganze der Entwickelung der Grundkategorien von
der Struktur durch die Funktion zum Gehalt zu erschöpfen,
fehlt freilich noch Eines. Es fehlt das zwar vielfach schon
gestreifte und in der letzten Betrachtung uns schon recht
nahe gerückte Hauptstück der Poiesis. Aber das bedürfte
erst einer gründlichen, gänzlich neuen Durcharbeitung.
Im Gesamtaufbau des Systems aber müßte dann erst folgen
das schwierige, aber über aus wichtige Kapitel der Ob j ektivi-
tät und Subjektivität. Mit diesem müßte eine ganze neue
Dimension des Logischen sich eröffnen, das heißt nichts Geringe¬
res als eine weitere, die für uns letzte Verunendlichung ; die
dritte Dimension des Logischen, wenn die bloße Aufstellung der
Grundkategorien die erste, lineare Entwickelung, die Durch¬
führung der Grundkategorien durch Struktur, Funktion
und Gehalt die zweite, also Flächendimension vertritt. In
jener dritten Dimension würde dann erst der ganz erfüllte
Raum des Sein-und Sinnhaften, gleichsam nach Länge, Breite
und Tiefe, erreicht sein. Darüber hinaus gibt es dann nur
noch eine abschließende, ich nenne sie Grenzlogik. Diese
vertritt in unserem System etwa das, was sonst unter dem
Titel ,,Religionsphilosophie" vorgetragen wird. Es kann für
uns keine irgendwie aufbauende Philosophie der Religion
sein; eine solche scheint mir eine falsch gestellte Aufgabe zu
sein. Ich bleibe vielmehr darin strengster Kritizist, daß ich
hier keine Aufgabe mehr erkennen kann als die der letzten
Selbstbegrenzung der Vernunft. Diese dürfte sich keinesfalls
„Theologie", auch nicht negative nennen. Auch die negative
Theologie will doch immer noch Theologie sein. Theo-logie
ist aber ein sehr fragwürdiger Begriff. Gott ist kein Thema
irgendeiner -logie, so wie ich mir umgekehrt auch Gott nicht
als Logiker zu denken vermag, so w enig wie als Mathematiker,
Physiker, Historiker oder was man sonst nennen mag. Wenn
Philosophie über Gott etwas auszusagen hat, so nur, indem