Praktik. 3. Philosophie der Erziehung.
507
zen bei seiner Arbeit sein kann. Das also ist das wesentliche
Ziel sozialer Erziehung: daß jeder seine Arbeit finden, sie
ganz als die seine empfinden und so nicht bloß mit Kopf und
Hand, sondern auch mit dem Herzen dabei sein kann. Die
Folgen, die entstehen, wo dies nicht erreicht wird, liegen heute
so offen zutage, daß es kaum mehr nötig ist, dabei zu ver¬
weilen (Vgl. ,,Sozialidealismus“ III. 2.). Die hier für uns
vorzüglich wichtige Folge hieraus ist aber, daß solche Er¬
ziehung zur Gemeinschaft gar nicht anders zu erreichen ist
als durch die Gemeinschaft selbst; nämlich durch eine Ord¬
nung des Ganzen der gemeinschaftlichen Arbeit, die, eben
als ganze, aus gleicher innerer Notwendigkeit, und darum
einheitlich, dahin wirkt, eben diesen Gemeinsinn der Arbeit
in allen Einzelnen zu erzeugen, zu erhalten und zu stärken;
während die gegenwärtige (sich so nennende) Ordnung offen¬
bar die gerade entgegengesetzte Wirkung hat. Nur so wird
die Erziehung soziale Erziehung, Erziehung zur Gemeinschaft
sein, daß sie sich mitten hineinstellt in das gemeinsame Ar¬
beitsleben als der Lebensgrund der Gemeinschaft selbst. Das
bedeutet aber, daß sie selbst, die Erziehung, sich als ge¬
nossenschaftliche gestalten muß auf dem Grunde ge¬
nossenschaftlicher Gestaltung des Ganzen der gemeinsamen
Arbeit, des ganzen Arbeitslebens der Gemeinschaft; so un¬
mittelbar eins mit diesem, daß es der Vermittelung durch die
rechtlichen Ordnungen wenig und immer weniger mehr be¬
darf. Diese selbst werden eben dann nur nach dem Prinzip
der Genossenschaft, d. h. nicht bloß im Ziel, sondern in ihren
eigenen Grundlagen sozial gestaltet werden müssen und sich
von selbst so gestalten; so dass das Prinzip der Genossenschaft
(Vgl. S.-I. S. 58) sich durchaus gleichmäßig und in genauer
innerer Wechselbeziehung auf die drei Richtungen des Ge¬
meinlebens: soziale Wirtschaft, soziales Rechts- und Staats¬
leben, soziale Erziehung, erstreckt, und zwar unter beherr¬
schender Zentralstellung der letzteren. Denn die Erziehung,