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Kap. II. § 17.
gorien ohne die Kategorien des Praktischen. Aber auch das
Leben selbst, und besonders das der Praxis, wofern es zu
seinem Grunde kommt, muß sich kategorial auswirken. Es
wird in seinem eigenen Grund nur erfaßt und aus ihm ge¬
staltet und auferbaut, wenn es gesetzlich, d. h. aber, wenn es
kategorial erfaßt, gestaltet, auferbaut wird. Gilt dies vom
Leben überhaupt, so gilt es besonders von dem, was im Zen¬
trum des Lebens steht, vom Leben der Praxis. Die Kate¬
gorien sind ja nicht bloß Kategorien des Denkens, oder des
Seins als gedachten, sondern des seienden Seins, d. h. aber
hier des werdenden, wirkenden, sich erwirkenden, des leben¬
den, des im aktivsten Sinne sich erlebenden; d. h. der Theorie,
der Praxis und der Poiesis zugleich, in der engsten Wechsel-
bezüglichkeit ihrer aller. Die Einheitsgrundlage des Kate-
gorienaufbaus hat die Bedeutung, der Einheitsgrundlage des
Lebens nach jenen drei Richtungen, in zentraler Weise also
des Lebens der Handlung, uns zu versichern.
Und zwar zunächst völlig unabhängig von Subjekt-Ob-
jekt-Beziehung. Beides, Subjektivität wie Objektivität, viel¬
mehr die stets gegenseitige Subjekt-Objekt-Beziehung, ist
eine neue Beziehung, sich erstreckend auf einen reinen Sach-
gehalt, der als solcher von der Subjekt-Objekt-Beziehung un¬
abhängig, völlig in sich bestandhaft, voraus schon kategorial
konstituiert sein muß. Wie Logik und Mathematik sich rein
sachhaft, außer Subjekt-Objekt-Beziehung aufbauen und gar
nicht danach fragen, ob das, was ihre Sätze aussprechen, sich
einem Subjekt darstellt oder auf irgendein Objekt, von dem
der Inhalt der logischen und mathematischen Sätze selbst
nichts weiß noch auszusagen hat, Anwendung leidet oder
nicht, so liegt im Inhalt eines praktischen Satzes nichts von
Beziehung auf ein Subjekt odersubjektivesErleben, dem allein,
noch von einem objektiven Dasein oder Geschehen, in bezug
auf welches er gelte. Logische und mathematische Aussagen
sind als solche nicht Aussagen über Vorstellungsfolgen oder