Grundkategorien.
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Poiesis (des freien Schaffens und Gestaltens), sondern in erster
Linie der Praxis. Theorie ist selbst Praxis und dient der
Praxis, sie bedeutet nichts für sich. Poiesis ist mehr, sie ist
eigentlich nicht Handlung, nichts, das sich erwirken, er¬
handeln läßt; sie krönt nur das Handeln, sie stellt dem, der
den harten Kampf des Widerspruchs entschlossen auf sich
nimmt und mit ganzer Kraft ihn durchkämpft, im günstigen
Augenblick sich ein, ein Geschenk der Gnade, ein Lichtblitz
mitten hinein in die finsterste Finsternis des Kampfes, der
ohne solche erhellende Momente schwer durchzuhalten sein
möchte. In solchem Augenblick ist aller Widerspruch getilgt,
aller feindliche Widerstand entwaffnet. Aber der Kampf
reißt darum nicht ab, die Finsternis nimmt ihn stets wieder
auf, es muß weiter gestritten und gerungen, es muß gehandelt
werden. Theorie ordnet die Kampftruppen und führt sie auf
das Kampffeld, sie entwirft den Schlachtplan, aber sie kann
die Schlacht selbst nicht schlagen. Sie mag ihr vor denken,
wachsam beobachten, wie der Kampf verläuft, und sagen, wie
er weiter laufen muß; aber die Kräfte wirklich einzusetzen,
es mit dem Feinde selbst aufzunehmen und seiner Herr zu
werden, ist nicht ihre Sache, sondern Sache der Handlung.
Sie steht mitten im Kampfe, Theorie und Poiesis nur am
Rande; sie gewinnen Anteil an ihm nur, sofern sie selbst von
der Praxis auf genommen werden, ihr dienen oder sie krönen.
Aber das Letzte ist die Handlung darum nicht. Sie ist nur
das Zentrale im Nichtletzten. Am Letzten, nämlich dem
Ewigen, zerbricht, mit allem Widerspruch, auch sie, die ja
ganz von ihm, also vom Nichtewigen, lebt. Wir freilich stehen
ganz im Nichtletzten, und somit ist Kampf unser Los und
unsere unerbittlich harte Pflicht. Die Verpflichtung zum
Handeln verschärft sich nur im Angesichte des Ewigen. Es
schneidet jede Ausflucht ab mit der unerbittlichen Forderung:
Seid vollkommen! Die Autorität dieser Forderung ist keine
andere als die des unbedingten Ja, welches das Leben selbst