Full text: Vorlesungen über praktische Philosophie

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Kap. VII. § 146. 
geradezu sagen, als in Form einer kritischen Auseinander¬ 
setzung mit den Aufstellungen eines Andern entwickeln. 
Einige kritische Bemerkungen einerseits über Stammler, 
andererseits über Robert Wilbrandt („Ökonomie. Ideen 
zu einer Philosophie und Soziologie der Wirtschaft“, 1920) 
lassen sich leicht nebenher einfügen. 
Zuerst: wir fragen ganz allgemein und radikal nach den 
Gesetzen der Handlung. Nicht einmal der menschlichen Hand¬ 
lung. Was „Mensch“ ist, wissen wir noch gar nicht; vielleicht 
daß wir es, oder etwas davon, bei dieser Gelegenheit erfahren 
werden. Von selbst versteht es sich für uns keinesfalls. Wir 
sprachen von Haushalt der Natur; warum gehört das nicht, 
wie das menschliche Wirtschaften, zur Handlung, sondern 
zum bloßen Geschehen? Ist denn menschliches Handeln 
überhaupt isoliert von der Natur da? Nein, aber es tritt das 
Moment der Persönlichkeit hinzu; diese spricht man der 
Natur, auch wo sie noch so scheinbar zweckhaft wirkt, nicht 
zu; weshalb nicht ? Ich denke, weil man unter dem Begriff 
„Natur“ das einzelne Geschehen unter dem Gesichtspunkt 
der Einheit des Naturgesetzes, des Einheitszusammenhangs 
der Geschehensgesetze, nicht aber unter der Voraussetzung 
irgendeines Eigenrechtes des Besonderen und Individualen 
ins Auge faßt. Natur steht eben nach der Voraussetzung 
unserer wissenschaftlichen Fragestellung und Methode, nicht, 
Person gegen Person, im Drama, sondern ist als ganze nur 
Untergrund, nur Schauplatz des Dramas. Spricht man da¬ 
gegen von Handlung, so meint man das Wirken von Person 
zu Person. Das Neugeborene ist, nach Naturbegriffen, viel¬ 
leicht schon Mensch, aber noch nicht Person, z. B. wirtschaft¬ 
liche, rechtliche. Andererseits der Irre, überhaupt Unzu¬ 
rechnungsfähige ist noch immer Mensch, aber nicht mehr 
wirtschaftliche oder rechtliche Person. 
§ 146. Zweitens aber, der Sinn des Gesetzes kann, hier 
wie überhaupt, nur Einheit sein. Also ist nach Einheit der
	        
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