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Kap. I. § 9.
endlichen ausgedrückt wurde, der unteren und oberen lo¬
gischen Grenze, die nichts weniger als identisch sind, viel¬
mehr den weitesten logischen Abstand, den absoluten Gegen¬
satz bezeichnen des Nicht und des Icht, des reinen, allen Ja-
Sinns noch ledigen Nein und des ebenso reinen, allen Nein-
Sinn überwindenden und hinter sich lassenden Ja; oder des
Nichts und des Alls. Nur das haben beide gemein, was eben
den gemeinsamen Gegensatz gegen die mittlere Phase, die
der Endlichkeit, des Nimmer-Endens begründet: daß sich
beide gegen diese nur als Grenzen (untere und obere Grenze)
verhalten und als solche vom mittleren Bereiche aus (in dem
wir ja immer stehen) nur verneinend, nach dem was sie nicht
sind, nicht nach dem was sie sind, bezeichnet werden können.
Aber dies Nicht-sein hat bei beiden nicht den gleichen, son¬
dern voll entgegengesetzten Sinn; es ist im einen Fall über¬
haupt nicht (noch nicht) Heranreichen, im andern schon
ganz darüber Hinaussein, überwunden und unter sich haben.
§ 9. Sehr klar wird das Verhältnis der drei Phasen an
ihrem Verhalten zu Spruch und Widerspruch. Die erste
war die Phase der Möglichkeit. Das ist noch nicht Wider¬
spruch, obgleich sie ihn in sich birgt. Denn es hat noch gar
nicht gesprochen, es will erst sprechen, hebt erst zu sprechen
an. Also gibt es noch gar nicht Spruch und Widerspruch,
also auch nicht Gegeneinanderspruch, Widerspruch, Kontra¬
diktion. Wohl aber kann gesagt werden: es liegt darin
schon der Sinn der Frage : Ist es oder ist es nicht ? Als Frage
aber birgt es schon in sich den Sinn, der sich dann auch wird
aussprechen wollen, es zielt auf Aussprache, aber bleibt noch
in der Schwrebe zwischen „es ist“ und „es ist nicht“. Es be¬
zeichnet eben damit den Punkt des Auseinandertretens, den
Punkt der Genesis, des Werdens, noch nicht Seins. Es ist
nicht Entstandensein, aber Im-Entstehen-sein; Sein
also immerhin, nicht schlechthin Nichtsein. Es „ist“ nur
noch nicht, nämlich nicht im Sinne der zweiten Seinsphase;