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Kap. I. § 8.
findet, ergibt sich ein Schrittgang von Ende zu Ende selbst
ohne Ende; eine ,.Entwicklung“ in der Tat wie in einer
Spirale, die sich immer von Ende zu Ende, von Ziel zu Ziel,
so daß jedes Ende oder Ziel zum neuen Anfang oder Anhub
wird, und so ins Unendliche, in beständiger Selbst-Erweite¬
rung fortwindet. ,,Unsterblichkeit des Sterblichen“ nennt es
Plato und setzt diese als Mittleres zwischen das reine Nicht¬
sein, in dem, als dem Nullpunkt des Seins, als dem Urgründe,
von dem es sich immer neu erhebt, doch positiv die grenzen¬
lose Seinsmöglichkeit gedacht sein muß, und dem reinen,
d. h. alles Nicht ausstoßenden Sein, dem Sein der Schöpfung,
die eben Heraufführung aus jenem Nichtsein (dem seienden
Nichtsein des Möglichen) ins volle Sein der Wirklichkeit
besagt.
§ 8. 3. Und so ist denn dies die notwendig dritte Seins¬
phase: die der alles vollendenden, weil in sich vollendeten
Wirklichkeit, der Vollendung selbst, in der das Enden
nicht mehr neues Anfängen besagt, eben damit aber den
verneinenden Sinn des Endens, also Nicht-mehr-Seins ab¬
streift. Denn nur darum gibt es hier keinen Neu-Anfang
mehr, weil alles, weil die Allheit selbst schon darin, weil alle
Teilhaftigkeit hier überwunden, und damit des Neu-An-
fangens, um wieder zu enden, selbst ein Ende geworden ist.
Wirklichkeit ist also Eingang in die Ganzheit, in die All¬
heit ; es ist, nachdem in der Teilhaftigkeit des Immer-Endens
und Neu-Anfangens eben die Ganzheit, die Allheit zerbrochen
war, von ihr aus gesehen Rückgang in diese, Wiederherstel¬
lung der Allheit und Ganzheit, Wiedereinstellung in sie,
damit Überwindung der Endlichkeit im nicht bloß Unend¬
lichen d. h. Endlosen, sondern schlechthin überendlichen.
Da das Wort „Unendlichkeit“ diese Zweideutigkeit ein¬
schließt, ziehe ich vor, da wo dies Dritte gemeint ist, stets
vom Überendlichen zu reden. So unterscheidet die Ma¬
thematik vom Infiniten das Transfinite; eine Analogie, die