Allgemein-systematische Grundlegung.
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dern nur als Erster den Weg gezeigt zu haben, auf dem sie zu
einer sicheren Lösung nun endlich gebracht werden könne.
Der Sinn der Frage nach dem An-sich der Erscheinung, als der
Frage des Transzendentalen, stand ihm voraus fest, nicht weil
er im Banne einer bestimmten philosophischen Überlieferung
stand, sondern weil anders als unter dieser letztenVoraussetzung
überhaupt die Frage der Philosophie nicht bestände. Sie
ist zuletzt gar keine andere als die nach diesem Letzten, Ein¬
zigen, schlechthin, dem Daß nach Unfraglichen: dem An¬
sich. Je nachdem man diese Frage überhaupt stellt oder sie
zu stellen unterläßt, ist man Philosoph oder ist es nicht.
§ 5. Ist nun hiermit beantwortet, was das Mannigfaltige
und was zuletzt die Einheit des Mannigfaltigen ist, nach der
die Philosophie zu fragen hat, so ist damit eine erste Antwort
schon vorbereitet auf die zu Anfang gestellte Frage, was die
Form ist, in der das Mannigfaltige zur Einheit kommt.
Vorläufig wurde darauf geantwortet mit dem philosophischen
Kunstwort „Kategorie“. Diese wurde ebenso vorläufig er¬
klärt als Aufbauform oder Strukturform, in welcher alles
Mannigfaltige, nach dem in der Philosophie zu fragen ist, sich
gestalten, d. h. eben in Einheit, zuletzt in der Einheit aller
Einheiten, der Einheit des Systems sich darstellen müsse.
Aufbauform, Stilform, das sind zwar auch nur Gleichnisse,
doch nicht ohne Analogiewert. Über das Gleichnis kommen
wir auch nicht hinaus, wenn wir die Kategorien nennen die
erzeugenden Kräfte beider, des Seins und der Erkenntnis,
oder wenn wir sie, besonders nach Platos Vorgang, uns zu
verdeutlichen suchen als die Strahlen das Lichtes, in welchem
Sein aufleuchtet und damit erkennbar wird. Das Ein¬
leuchtende dieses Vergleichs liegt darin, daß die völlige
Koinzidenz, das In-eins-Zusammenfallen von Sein und Er¬
kenntnis (genauer: Erkennbarkeit) darin zu besonders klarem
Ausdruck kommt. Aber nicht minder betont Plato den Ur¬
sprungscharakter des Letzten, Jenseitigen, sagen wir denn