Die Strukturgesetzlichkeit der Aktivität.
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dem Äußerlichsten. Theorie ist selbst Erkenntnis, allerdings
die äußerlichste. In ganz anderer Ursprünglichkeit und Un¬
mittelbarkeit wirkt die gleiche Urgesetzlichkeit und weiß sich
unmittelbar auch wirkend im Praktischen. Kommt ihr aus
der Theorie Licht, so aus der Praxis Leben und Lebenswahr¬
heit, Lebensunmittelbarkeit.
§ 56. Es ist nun hier noch nicht zu fragen nach den Sub¬
stanzen selbst und den Wirkenswegen, sei es in linearer Folge
oder simultaner Wechselbezüglichkeit in sich geschlossener
Kreisgänge des Wirkens; worin diese bestehen und wie sie sich
weiter besondern und dann zu Systemen ordnen; sondern es
fragt sich erst nach dem Allgemeinen der Strukturformen:
Substanzialität, Kausalität, Wechselwirkung, nach ihrer for¬
malen Gesetzlichkeit bloß als solcher, doch eben in ihrer prak¬
tischen, nicht theoretischen Bedeutung und Ausgestaltung.
Hierüber nun läßt sich soviel gleich aufstellen: es müssen die
drei kategorialen Grundmomente von der Ordnung der Rela¬
tion so unter einander in Beziehung stehen, daß der in der
Substanz gelegte Möglichkeitsgrund — selbst stets ein In¬
begriff unabsehbar vieler Wirkensmöglichkeiten — für das
Ganze der Entwicklung in diese vielen auseinander fließenden
und ineinandergreifenden Wirkungsreihen die Vorzeichnung
und gleichsam die Planung in sich enthält. Die einzelnen
Wirkungsreihen, und wieder die (etwa den mathematischen
Funktionalbeziehungen vergleichbaren) Simultanbeziehungen
unter diesen müssen sich stets verstehen lassen als Abwand¬
lungen immer desselben Grundbestandes, gleichsam Varia¬
tionen eines und desselben Themas, die sich ergeben durch
ständige Verlegung des Ausgangspunktes der Beziehung, durch
deren jede dasselbe Ganze des Beziehungsgeflechts sich immer
unter anderem Gesichtswinkel darstellt; etwa so, wie in Leib-
nizens Monadensystem jeder neue Erlebnispunkt ein neues
Zentrum abgibt, aus dem immer dasselbe Ganze der einzelnen
Erlebnisreihe, zugleich aber in Simultanbeziehung zu allen