Grundkategorien.
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fragt. Aber die Modalitätskategorien entquellen so unmittel¬
bar jenem letzten Grunde, daß, was rein durch sie charakteri¬
sierbar ist, diesem letzten Grunde jedenfalls sehr nahe stehen
muß. Entquillt es unmittelbar ihm, so muß eben sein Grund
in dem letzten Grunde von allem ebenso unmittelbar schon
gelegen haben. Nun steht schon in dieser ersten Ausstrah¬
lung oder Ausströmung aus dem Urlichtquell des überend¬
lichen Seins auch die Wirklichkeit nicht für sich allein, son¬
dern daneben, von ihr durchaus untrennbar, die beiden
anderen Phasen der Möglichkeit und der Notwendigkeit.
Und so sind denn auch sie hier gar nicht zu umgehen; wir
haben auch nicht von uns gefordert oder versucht sie zu
umgehen. Wir haben von ihnen schon Gebrauch gemacht,
indem wir vom Grunde und der Entwicklung aus dem
Grunde sprachen. Wie aber das Denken, die Intelligenz
der Phase der Möglichkeit entspricht, so entspricht der Wille,
die Handlung, das praktische Vermögen, als die Instanz des
Kampfes mit dem Widerspruch, der Phase der Notwendig¬
keit, d. h. sie ist erst auf dem Wege, oder vielmehr sie ist
selbst der Weg zur Wirklichkeit. Darum eignet ihr von der
Wirklichkeit her gesehen oder an ihr gemessen, der Charakter
des Sollens; denn der Weg geht ins Unendliche, doch von
Endlichem zu immer wieder Endlichem, und führt niemals
bis hin zum Uberendlichen. Alle seine Notwendigkeit bleibt
also zuletzt (in Fichtes Sinne) ,,ideale“, d. h. sie bedeutet
nur das, was sein sollte, oder was sein würde, wenn sie das,
worauf sie zielt, je erzielen könnte, sie kann es aber nicht.
Denn sie ist eben immer auf dem Wege, oder sie ist (wie
eben gesagt) selbst der Weg, aber der unendliche Weg, der
bis hin zum Ziele niemals führt, wohl aber asymptotisch,
d. h. ohne je hinzugelangen, auf es hin führt.
§ 38. Sind nun so, im Rückblick von der dritten Phase
(der der Wirklichkeit) aus, die zweite und erste überhaupt
nur zu verstehen, so liegt eben in dieser Rückschau das Zweite