Einleitung sichtigt. Doch scheint dieser Schaden nicht allzu be-
beträchtlich. Denn für die Zeit der unbedingten Herr¬
schaft der katholischen Kirche und Dogmatik war neben
der Metaphysik, der Psychologie und der Logik des
Stagiriten auch .seine Ethik von entscheidendem Ein¬
fluß. Abgesehen von einigen besonderen Zügen der kirch¬
lichen Ethik, ist seitens der patriotischen und scho¬
lastischen Denker die philosophische Ethik nicht über
denjenigen Standpunkt hinaus gefördert worden, den sie
durch Aristoteles bereits erreicht hatte. Sehr gern hätte
ich noch einige charakteristische Ethiker der Gegen¬
wart herangezogen, wie etwa Herrmann Cohen, Ernst
Troeltsch, Max Scheler u. a. Was Herrmann Cohen be¬
trifft, so ist dessen Neukantianismus durch Paul Natorp
vertreten. In bezug auf die phänomenologische Be¬
trachtungsweise hingegen liegen die geistvollsten Belege
vor in den abgedruckten Nietzsche-Stellen. Ob der
soziologischen, ferner der fiktionalistischen Richtung
(Vaihinger) ein größerer geschichtlicher Einfluß und eine
wirkliche systematische Originalität zukommen, muß erst
die Zukunft lehren, abgesehen davon, daß Raumgründe
gegen ihre Aufnahme sprachen.
Mit dieser Einstellung auf Ausführungen von grund¬
sätzlicher Eigenart und Bedeutung war nun das dritte
Prinzip der Auswahl verbunden. Bei allem Streben nach
Reichtum der Darbietungen mußte es vermieden werden,
daß die Auswahl den Charakter eines Breviers, einer
Anthologie aus kleineren Originalstellen annahm. Denn
nur die Heranziehung gerade größerer, ein verhältnis¬
mäßig geschlossenes Ganze ausmachender Partien er¬
laubt es, von der methodischen Art und Weise, nach der
der betreffende Philosoph vorgeht, von der Eigentüm¬
lichkeit seiner Konstruktionen, seines Aufbaues, seines
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