nehmes; denn es gefällt, nicht sofern es ein Unglück ist,
sondern sofern es ein fremdes Unglück ist. Daher kommt
es, daß Menschen zusammenlaufen, um sich Tod und Ge¬
fahren anderer anzusehen. Ebenso ist es etwas Unange¬
nehmes, fremdes Glück zu sehen, jedoch nicht sofern es
Glück ist, sondern sofern es fremdes Glück ist. Die
abbildende Kunst ist etwas Angenehmes; sie ruft nämlich
das frühere Urbild zurück. Die Erinnerung aber an
Vergangenes ist angenehm, wenn es gut war, weil es gut
war, wenn es schlecht war, weil es vergangen ist. Ange¬
nehm sind also Musik, Dichtung und Malerei.
Das Neue ist angenehm; denn man erstrebt es als
Nahrung des Geistes. Eine gute Meinung von dem eigenen
Können zu haben, mit Recht oder mit Unrecht, ist etwas
Angenehmes; denn wenn die Meinung berechtigt ist, so
bedeutet sie eine große Stärkung; ist sie unberechtigt, so
ist sie doch etwas Angenehmes; denn was gefällt, wenn es
wirklich ist, gefällt auch, wenn es nur eingebildet ist.
Daher ist ein Sieg angenehm; denn er verschafft einem
eine gute Meinung von sich. Auch Spiele und Wettkämpfe
aller Art sind angenehm; denn wer kämpft, stellt sich den
Sieg vor. Vor allem aber gefallen Wettkämpfe des Gei¬
stes ; ihr Wert und ihre Bedeutung werden von jedermann
anerkannt. Daher ist es etwas Unangenehmes, in einem
Wettkampfe des Geistes zu unterliegen.
Gelobt zu werden ist etwas Angenehmes; denn es ver¬
schafft uns eine gute Meinung von uns.
13. Schön ist, was auf etwas Gutes deutet oder weist.
Daher ist ein Zeichen ungewöhnlicher Macht etwas
Schönes. Auch etwas Gutes und Schwieriges auszu¬
führen ist etwas Schönes; denn es ist ein Zeichen nicht
gewöhnlichen Könnens. Eine ausgezeichnete Gestalt ist
etwas Schönes; denn sie berechtigt, ausgezeichnete Lei¬
stungen jedenfalls zu erwarten. Wohlgestaltet aber ist,
was die Gestalt des Dinges hat, das wir in seiner Art als
das beste kennen gelernt haben.
Gelobt, geliebt, hochgeschätzt zu werden ist etwas
Schönes; denn das sind Zeugnisse für Tüchtigkeit und
Macht. Zu öffentlichen Ämtern herangezogen zu werden,
ist etwas Schönes; denn es ist ein öffentliches Zeugnis der
Tüchtigkeit.
In den Künsten sind neue Erfindungen, wenn sie nütz¬
lich sind, etwas Schönes; denn sie sind Zeichen ungewöhn-
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