Einleitung.
Die Zusammenstellung der vorliegenden Auswahl
unterstand vornehmlich folgenden vier Gesichtspunkten:
Erstens war das Bestreben maßgebend, ein möglichst
reiches und umfassendes Bild von der Fülle und Mannig¬
faltigkeit der ethischen Probleme und der in der ge¬
schichtlichen und systematischen Entwicklung der Ethik
hervorgetretenen Standpunkte und Methoden, Auf¬
fassungsweisen, Wertsetzungen und Zielbestimmungen
zu bieten. Daß dennoch in dieser Beziehung hier und da
eine Lücke klafft, daß so manches wichtige und ethisch
anziehende Sonderproblem nicht zur Berücksichtigung
gelangt ist, z. B. das der Notlüge oder das der Treue,
ist ein offen zugestandener Mangel. Er dürfte durch
den begreiflichen Wunsch des Herrn Verlegers entschul¬
digt sein, das Bändchen nicht gar zu umfangreich zu
gestalten.
Zweitens galt es, die Hauptvertreter der Ethik durch
besonders charakteristische und eindrucksvolle Aus¬
führungen zu Worte kommen zu lassen. Neben der Fülle
der Probleme sollten auch Partien von grundsätzlicher
und ferner von sozusagen klassischer Bedeutung und
hervorstechender geschichtlicher Tragweite vorgelegt
werden, Partien, die einen bestimmten philosophischen
Standpunkt und Typus und eine bestimmte Überzeugung
und Zeitströmung in lehrreicher Schärfe und Eindeutig¬
keit veranschaulichen und verkörpern. Natürlich war
es auch in dieser Hinsicht ausgeschlossen, Vollständig¬
keit zu erzielen. Das ganze Mittelalter blieb unberück-
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