Sokrates. Ja, auch dieses dritte gibt es. Aber was
nun weiter?
Glaukon. Zu welchem von diesen rechnest du nun
die Gerechtigkeit ?
Sokrates. Meines Erachtens gehört sie zu dem
Schönsten, nämlich zu dem, was sowohl um seiner selbst
willen wie wegen der daraus entspringenden Folgen von
jedem geliebt werden muß, der glücklich werden will.
Viertes Buch.
Sokrates. Ich glaube nämlich, die Stadt ist, wenn S. 145
es mit ihrer Gründung recht bestellt ist, eine vollkommen
gute.
Glaukon. Notwendig.
Sokrates. Offenbar also ist sie dann weise und tapfer
und besonnen und gerecht.
Glaukon. Offenbar.
Sokrates. Der Rest also, der zurückbleibt, wenn
wir die anderen Eigenschaften in ihr gefunden haben,
muß doch wohl das Nichtgefundene sein ?
Glaukon. Ohne Zweifel.
Sokrates. Es steht also damit, wie mit vier beliebigen
anderen Dingen; gesetzt, wir suchten eines derselben an
irgend etwas und hätten an erster Stelle eben jenes selbst
erkannt, dann wären wir befriedigt; hätten wir aber zu¬
nächst die drei anderen erkannt, so wäre eben damit das
Gesuchte erkannt; denn offenbar wäre dieses dann nichts
anderes als das noch Übriggebliebene.
Glaukon. Richtig.
Sokrates. Da es sich nun bei unserer Frage auch
gerade um vier Punkte handelt, so muß unsere Unter¬
suchung doch den nämlichen Weg einschlagen?
Glaukon. Offenbar.
Sokrates. Es wird also der gerechte Mann hinsichtlich s. 157
des eigentlichen Begriffes der Gerechtigkeit von dem ge¬
rechten Staat nicht verschieden, sondern ihm ähnlich sem.
Glaukon. Ja.
Sokrates. Aber der Staat schien doch dann gerecht
zu sein, wenn die drei Klassen verschiedener Naturen, die
sich in ihm finden, eine jede die ihr zukommende Aufgabe
erfüllt; besonnen aber hinwiederum und tapfer und weise
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