daß der gute Mann gut und richtig tut, was er tut, und
daß der richtig Handelnde glücklich und selig ist, der
Schlechte dagegen und schlecht Handelnde unglück¬
selig. Das aber wäre der, der den Gegensatz bildet zum
Besonnenen, der Zuchtlose, dessen Lob du sangst.
Dreiundsechzigstes Kapitel.
Dies also ist meine Ansicht und für ihre Wahrheit
trete ich ein. Ist sie aber wahr, so muß doch wohl der,
welcher glücklich sein will, Besonnenheit erstreben und
üben, der Zuchtlosigkeit aber entfliehen, so rasch einen
jeden von uns die Füße tragen; am liebsten muß man
es dahin bringen, daß man überhaupt der Züchtigung
nicht bedarf; wenn man aber entweder selbst derselben
bedarf, oder irgendein Angehöriger, sei es ein Privatmann
oder ein Gemeinwesen, so muß man, wer es auch sei,
ihm Strafe und Züchtigung auferlegen, wenn er glücklich
werden soll. Das scheint mir das Ziel zu sein, auf das
man hinblicken muß, um richtig zu leben, und darauf muß
man all sein Tun, sowohl die eigenen Bestrebungen wie die
des Staates hinrichten, daß Gerechtigkeit und Besonnen¬
heit sich dem beigeselle, der glücklich leben will; die
Begierden aber darf man nicht ungezügelt walten lassen
und sich nicht auf ihre Befriedigung verlegen, ein end¬
loses Unheil, ein Leben wie das eines Räubers. Denn ein
solcher Mensch ist weder bei einem anderen Menschen
beliebt noch bei Gott; denn er ist keiner Gemeinschaft
fähig; wem aber das Gefühl der Gemeinschaft fehlt,
bei dem kann von Freundschaft keine Rede sein. Es
sagen ja doch die Weisen, mein Kallikles, daß die
Gemeinschaft und Freundschaft und Wohlverhalten und
Besonnenheit und Gerechtigkeit es sei, die Himmel und
Erde, Götter und Menschen Zusammenhalten, und des¬
halb nennen sie dies Weltganze Weltordnung, mein
Freund, nicht aber Unordnung oder Zuchtlosigkeit. Du
aber scheinst mir darauf nicht zu achten, und trotz all
deiner Weisheit bemerkst du nicht, daß die Gleichheit,
die geometrische meine ich, bei Göttern und Menschen
eine wichtige Rolle spielt. Du aber glaubst dem Über¬
maß nachtrachten zu müssen; von der Geometrie aber
willst du nichts wissen. Gut. Entweder also muß unser
Satz, daß durch den Erwerb der Gerechtigkeit und Be-
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