Full text: Ethik

lische Weltanschauung aus, die in der Beziehung 
des moralischen An- und Fürsichseins besteht. Dieser 
Beziehung liegt zum Grunde sowohl die völlige Gleich¬ 
gültigkeit und eigne Selbständigkeit der Natur 
und der moralischen Zwecke und Tätigkeit 
gegeneinander, als auf der andern Seite das Bewußt¬ 
sein der alleinigen Wesenheit der Pflicht und der 
völligen Unselbständigkeit und Unwesenheit 
der Natur. Die moralische Weltanschauung enthält 
die Entwicklung der Momente, die in dieser Beziehung 
so ganz widerstreitender Voraussetzungen vorhanden 
sind. 
Zuerst also ist das moralische Bewußtsein überhaupt 
vorausgesetzt; die Pflicht gilt ihm als das Wesen, ihm, 
das wirklich und tätig ist und in seiner Wirklichkeit und 
Tat die Pflicht erfüllt. Für dies moralische Bewußtsein 
ist aber zugleich die vorausgesetzte Freiheit der Natur, 
oder es erfährt, daß die Natur unbekümmert darum ist, 
ihm das Bewußtsein der Einheit seiner Wirklichkeit mit 
der ihrigen zu geben, und es also vielleicht glücklich 
werden läßt, vielleicht auch nicht. Das unmoralische 
Bewußtsein dagegen findet vielleicht zufälligerweise seine 
Verwirklichung, wo das moralische nur Veranlassung 
zum Handeln, aber durch dasselbe nicht das Glück der 
Ausführung und des Genusses der Vollbringung ihm zu¬ 
teil werden sieht. Es findet daher vielmehr Grund Zu 
Klagen über solchen Zustand der Unangemessenheit 
seiner und des Daseins und der Ungerechtigkeit, die es 
darauf einschränkt, seinen Gegenstand nur als reine 
Pflicht zu haben, aber ihm denselben und sich verwirk¬ 
licht zu sehen versagt. 
Das moralische Bewußtsein kann nicht auf die Glück¬ 
seligkeit Verzicht tun und dies Moment aus seinem abso¬ 
luten Zwecke weglassen. Der Zweck, der als reine Pflicht 
ausgesprochen wird, hat wesentlich dies an ihm, dies ein¬ 
zelne Selbstbewußtsein zu enthalten; die individuelle 
Überzeugung und das Wissen von ihr machten ein 
absolutes Moment der Moralität aus. Dieses Moment an 
dem gegenständlich gewordenen Zwecke, an der erfüllten 
Pflicht, ist das sich als verwirklicht anschauende einzelne 
Bewußtsein oder der Genuß, der hiermit im Begriffe, 
zwar nicht unmittelbar der Moralität als Gesinnung be¬ 
trachtet, liegt, allein im Begriffe der Verwirklichung der- 
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