Full text: Ethik

mehr sein eigenes Interesse wahrzunehmen. — Jeder 
wird sich zum Richter über das für ihn Nützliche machen: 
dies ist so und das muß so sein, denn sonst wäre der 
Mensch kein vernünftiges Wesen. Derjenige, welcher nicht 
selbst über das ihm Angemessene richtet, ist weniger als 
ein Kind, als ein Tor. Die innere moralische Bindung 
(obligation), welche die Menschen an ihre Verpflichtungen 
(engagements) knüpft, ist nur das Gefühl eines höheren 
Interesses, welches ein niederes ausschließt. Die Menschen 
sind nicht immer durch den besonderen, persönlichen 
Nutzen einer Verpflichtung gefesselt; aber sobald für ein 
Glied der Gesellschaft eine Verpflichtung lästig wird, 
wird sie (die Gesellschaft) durch den allgemeinen Nutzen 
doch noch zusammen gehalten 
Nicht die Verpflichtung ist es, welche die moralische 
Bindung aus sich heraus schafft, denn es gibt auch nich¬ 
tige, auch unrechtmäßige Verpflichtungen. Warum? 
Weil sie als Verletzung angesehen werden. Es ist die 
Nützlichkeit eines Kontrakts (contract), welche ihm 
seine Kraft gibt. 
Über Unlust und Lust. 
Es ist gezeigt worden, daß das Glück der Individuen, S. 14 
aus denen eine Gemeinschaft sich zusammensetzt, d. h. 
ihre Freuden und ihre Sicherheit, das Ziel und zwar das 
einzige Ziel ist, welches der Gesetzgeber im Auge haben 
soll und dem sich völlig anzupassen das Individuum, so¬ 
weit das von dem Gesetzgeber abhängt, veranlaßt werden 
soll. Aber ganz gleich, wozu jemand veranlaßt werden 
soll, es gibt nichts, wodurch er endgültig dazu veranlaßt 
werden kann, als Unlust und Lust. 
Über menschliche Anlagen im allgemeinen. 
Gibt es nichts in einem Menschen, von dem S. 60 
man genau sagen kann, daß es gut oder schlecht ist, und 
wenn er doch bei dieser oder jener Gelegenheit darunter 
leidet, von diesem oder jenem Motiv geleitet worden ist? 
Ja, gewiß: seine Disposition . 
Es ist mit dieser Disposition wie mit allen anderen Dingen 
auch: sie wird gut oder schlecht sein entsprechend ihren 
Wirkungen (effects); entsprechend ihren Wirkungen ver¬ 
mehrt oder vermindert sie das Glück der Gemeinschaft . .. 
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