heit, nur die Gemeinschaft freier, autonomer Wesen, Einleitung
nur das Reich freier Persönlichkeiten auf gestellt werden.
Nun ist gewiß einzuräumen, daß im einzelnen nicht
jedes ethische System genau nach dieser Einteilung in
jene drei Fragen gebaut ist. Ebensowenig treten die
Antworten und Entscheidungen in jener methodischen
Reinheit und Eindeutigkeit hervor, wie sie soeben in
knappen Formulierungen aufgezählt worden sind. Es
ergeben sich vielmehr, wie schon oben angedeutet wurde,
oft merkwürdige Kreuzungen und Überschneidungen,
also Mischformen und eigentümliche Harmonisierungen.
Aber jedem ethischen System liegt zum mindesten eine
jener Fragen als maßgebender Ausgangspunkt und als
methodisches Konstruktionsprinzip zugrunde. Unsere
Auswahl jedenfalls sucht — und das ist der tiefste und
eigentlich entscheidende Gesichtspunkt für ihre Her¬
stellung gewesen — bei jedem Ethiker die Art seiner
Auseinandersetzung mit einer dieser Fragen bzw. mit
allen drei durch charakteristische Belegstellen zu ver¬
anschaulichen. —
Und noch ein anderes dürfte unsere Zusammen¬
stellung zeigen und lehren. Der eigentümlichen Zwie¬
spältigkeit und Tragik des Lebens werden nicht jene
Misch- und Harmonietypen gerecht (Aristoteles, Hegel,
Schleiermacher), die auf eine einfache monistische
Konstruktion und Deutung des menschlichen Handelns
bedacht sind, auch nicht diejenigen, die dieses Handeln
auf die tatsächliche psychische Organisation und den
psychologischen Kausalmechanismus und die asso¬
ziationsgesetzliche Motivation begründen (Engländer,
Schopenhauer usw.), sondern allein die, die keine Be¬
denken tragen, die Spannung zwischen Neigung und
Pflicht, zwischen Sein und Sollen, zwischen Glück bzw.
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