Full text: Zur Lehre vom Gemüt

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Zur Lehre vom Gemüt. 
„Gefühl“ niemals die Körperempfindung das ma߬ 
gebende Gegenständliche. Darin aber sind beide gleich, 
daß Zuständliches, Lust oder Unlust, zu ihnen gehört, und daß 
die Stimmung ebenso, wie das „Gefühl“, ein Zusammen von 
Zuständlichem und Gegenständlichem im Bewußtsein 
bedeutet. 
Mit dieser Darlegung des Sinnes für das uns Allen so ge¬ 
läufige Wort „Stimmung“ meine ich den Tatsachen, die in diesem 
Wort im Sprachgebrauch zum Ausdruck kommen, gerecht ge¬ 
worden zu sein und sie restlos zergliedert zu haben. Zweifel¬ 
los will Jeder mit dem Worte „Stimmung“ etwas Besonderes 
und etwas Anderes zum Ausdruck bringen als mit dem Worte 
„Gefühl“, aber, sobald man sich nun daran macht, dieses Ge¬ 
gebene, das man „Stimmung“ nennt, genauer zu bestimmen 
und klar zu begreifen, ist es keineswegs so leicht, dieses Zu¬ 
sammen von verschiedenen Bestimmtheitsbesonderheiten des 
Bewußtseins als solches zu erfassen, wie dasjenige, das wir 
das „Gefühl“ nennen. 
Im wissenschaftlichen Verkehr finden wir überdies noch 
von einigen Psychologen nicht nur diese zwei besonderen Zu¬ 
sammen, „Gefühl“ und „Stimmung“, sondern noch neben diesen 
ein drittes, das man „Affekt“ nennt, aufgestellt, indem man 
diesen seelischen Tatsachen erst durch diese Dreiheit von be¬ 
sonderem Zusammen gerecht werden zu können meint. 
Indes hat es den Anschein, als ob mit dieser Aufstellung 
eines besonderen Dritten für die Aufklärung des Ganzen 
nichts gewonnen sei, zumal da man auch in der Feststellung 
des Sinnes der Worte „Gefühl“, Stimmung und Affekt noch 
so wenig Übereinstimmung gewonnen und das besondere 
Gebiet eines jeden genau ab gesteckt hat. So erklärt der Eine, 
daß auch Stimmung und Affekt ein „Gefühl“ seien, der Andere, 
daß sie nicht „Gefühl“ seien, sondern diesem gegenüber zu¬ 
sammen eine besondere Gruppe bilden, und ein Dritter meint, 
daß „Gefühl“, Stimmung und Affekt je eine besondere Gruppe 
ausmachen, die sich freilich untereinander doch nicht genau 
ab grenzen ließen. 
Wir lassen aber, was jene Psychologen den „Affekt“ 
nennen und als ein Besonderes im Seelenleben gegenüber
	        
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