Full text: Zur Lehre vom Gemüt

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Zur Lehre vom Gemüt. 
wenigstens nicht allein die „Bedingung“ der mit ihm zugleich 
auftretenden Lust, seines angeblichen „ Gefühlstones “, 
sein könne, sondern daß auch noch anderes Gegenständ¬ 
liches als eine besondere „Bedingung“ dieses Gefühls an¬ 
zuerkennen sei. 
Ist dies zugestanden, so kann auch nicht mehr von der 
in einem bestimmten Augenblicke gegebenen Lust oder Un¬ 
lust als dem ausschließlich an ein besonderes unter dem ver¬ 
schiedenen Gegenständlichen des Bewußtseinsaugenblickes 
„gebundenen Gefühlston“ geredet werden, sondern höchstens 
in dem Sinne, daß Lust oder Unlust, wenn auch nicht aus¬ 
schließlich, so doch auch von jenem besonderen Gegenständ¬ 
lichen abhängig sei. Und wir können dann auch dem Gegner 
noch so weit entgegenkommen, jenem besonderen Gegenständ¬ 
lichen sogar einen in hervorragender Weise bedingenden An¬ 
teil an dem besonderen Gefühl zuzugestehen, so daß auch für 
uns das Urteil, dies oder jenes besondere Gegenständliche des 
Bewußtseins sei angenehm oder unangenehm gewesen, habe 
Lust oder Unlust bereitet, einen guten Sinn hätte. 
Noch eine andere Erfahrung aber leistet der Meinung, 
daß an ein besonderes Gegenständliches ein besonderes Gefühl 
als sein ihm eigener „Ton“ gebunden sei, Vorschub, die Er¬ 
fahrung nämlich, daß ein bestimmtes Gefühl als das, sei es 
dem Grade, sei es der Art nach, gegenüber dem des vorher¬ 
gehenden Bewußtseinsaugenblicks neue Gefühl gerade dann sich 
einfindet, wenn ein neues besonderes Gegenständliches neben 
anderem schon bisher dagewesenen und auch noch bleiben¬ 
den Gegenständlichen auftritt. In solchen Fällen wird dann 
gar leicht hinweggesehen über das auch schon früher vor¬ 
handene Gegenständliche und seine etwaige Bedeutung für 
das Auftreten des neuen Gefühls, und man schreibt dann 
schlechtweg dem neu auftretenden besonderen Gegenständ¬ 
lichen ganz allein das Auftreten des neuen Gefühls zu. 
Gegen diese Annahme sprechen aber die Tatsachen des 
Seelenlebens klar und deutlich, die uns lehren, daß in jedem 
Seelenaugenblicke für das bestimmte Gefühl desselben be¬ 
dingendes Gegenständliches alles, sei, was die Seele in diesem 
selben Augenblicke als Besonderheit ihrer gegenständlichen
	        
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