Zur Lehre vom Gemüt.
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gleich gegenständliches Bewußtsein „wissen“, wie wir auch
in der anderen Auffassung mit Lehmann uns treffen, nach
der wir niemals allein gegenständliches Bewußtsein, sondern
auch immer zugleich zuständliches (fühlendes) Bewußtsein
sind (a. a. 0. 33 ff., 144). Aber wir können nicht zugeben, es
wäre von den „Tatsachen“ einfach abzulesen, daß die Ge¬
fühle der Lust und Unlust an bestimmte „Empfindungen oder
Vorstellungen gebunden seien“, wenn Lehmann dies auch
nicht in dem Sinne aufgefaßt wissen will, daß jegliche Empfin¬
dung oder Vorstellung eine „betonte“ oder, wie es heißt, an
eine jegliche ein bestimmtes Gefühl, Lust oder Unlust, als
deren „Gefühlston“ gebunden sei, und es auch nicht in dem
anderen Sinne verstanden wissen will, daß an eine besondere
Empfindung oder Vorstellung in den verschiedenen Fällen ihres
Auftretens, vorausgesetzt, daß sie überhaupt „betont“ sei,
immer ein und derselbe „Gefühlston gebunden“ sei. Indes
auch diese beiden Einschränkungen jener Behauptung,
daß an bestimmtes einzelnes Gegenständliches ein besonderes,
ihm als solchem eigenes Zuständliches (Lust oder Unlust) „ge¬
bunden“ sei, können unsere Bedenken gegen die Behauptung
selbst nicht zerstreuen, vielmehr schaffen sie, wie wir sehen
werden, zu den alten nur noch neue Bedenken.
Wenn man sagt, dies oder jenes habe Freude oder Schmerz
bereitet, sei angenehm oder unangenehm gewesen, so ist damit
nämlich geurteilt, nicht nur, daß die Lust oder Unlust, die in
diesem Falle als Bestimmtheitsbesonderheit zuständlichen Be¬
wußtseins sich zeigte, mit einem bestimmten Gegenständlichen
des „empfindenden“ (= wahrnehmenden) oder vorstellenden
Bewußtseins zusammen gegeben war, sondern auch, daß jene
Lust oder Unlust mit der bestimmten „Vorstellung“ ver¬
knüpft war, wie etwa die Wirkung mit der Ursache ver¬
bunden ist. Ja man spricht es auch unumwunden aus, daß es
die bestimmte Vorstellung gewesen sei, die jene Lust und
Unlust „hervorgerufen“ d. h. gewirkt habe. Daß diese Be¬
hauptung irrig sei, ist unschwer zu zeigen, denn sie beruht
auf der falschen Annahme, ein Einzelwesen könne kraft
einer besonderen Bestimmtheit unmittelbar auf sich selbst
wirken, könne demnach in unserem Falle als dies oder
ßehmke, Gemüt. 2 ,