Full text: Zur Lehre vom Gemüt

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Zur Lehre vom Gemüt. 
weder ein Wechsel von Lust und Unlust oder von Lust und 
Lust oder von Unlust und Unlust. Denn das Gegebene, das 
wir mit dem Beziehungsworte „Gefühl“ bezeichnen und das 
schon an und für sich zur Seele als deren zuständliche Be¬ 
stimmtheitsbesonderheit gehört, ist, wie wir wissen, nicht nur 
als Lust und Unlust schlechtweg unterschieden, sondern es 
gibt auch noch besondere Lust und besondere Unlust 
d. h. dem Grade nach verschiedene Lust und Unlust. 
Da das „Gefühl“ eine Bestimmtheitsbesonderheit der 
Seele bedeutet, und zwar die Besonderheit der seelischen Be¬ 
stimmtheit „Fühlen“ oder der zuständlichen Bestimmtheit der 
Seele, so ist es nicht zu verwundern, daß sich noch andere 
Bestimmtheitsbesonderheiten der Seele linden, die nicht Ge¬ 
fühle, nicht zuständliche Bestimmtheitsbesonderheiten der Seele 
sind. Ist nämlich, wie ja nicht bezweifelt werden kann, das 
Gegebene, dem die Gefühle als Allgemeines zugehören und in 
dem sie überhaupt, eben weil sie Allgemeines sind, einzig 
und allein ihr Bestehen haben, ein Einzelwesen, nämlich ein 
besonderes Bewußtsein, so muß dieses außer der unverlierbaren 
Bestimmtheit, die wir die zuständliche oder das „Fühlen“ 
(Lust- oder Unlusthaben) nennen, auch noch wenigstens eine 
andere unverlierbare Bestimmtheit aufzuweisen haben. 
Denn ein Gegebenes, daß nur eine Bestimmtheit, sei es 
auch in verschiedenen Augenblicken in verschiedener Besonder¬ 
heit, aufzuweisen haben sollte, wäre augenscheinlich gar kein 
Einzelwesen, sondern das fragliche Gegebene würde eben 
nichts weiter als eine Bestimmtheit oder eine Reihe von Be¬ 
stimmtheiten, die sich in ihrem Allgemeinen gleich erweisen, 
bedeuten. Einzelwesen ist in jedem seiner Augenblicke 
eine Einheit von mehreren Bestimmtheiten. 
Nun zeigt sich auch, daß, wann immer eine Seele als 
fühlendes (Lust- oder Unlusthabendes) Bewußtsein sich bietet, 
zugleich auch gegenständliches Bewußtsein d. i. wahrnehmende- 
vorstellende Seele ist. Mit anderen Worten, wir finden im 
Gegebenen stets das Einzelwesen, das zuständliches Bewußt¬ 
sein ist, auch als ein gegenständliches Bewußtsein vor, oder 
anders ausgedrückt, ein Einzelwesen, das zuständliche Be¬ 
stimmtheitsbesonderheit zeigt, hat auch zugleich immer
	        
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